Pkw für das Pilotprojekt (© STL)

Automatisierte Mobilität in der Schweiz: Das Swiss Transit Lab treibt Innovation voran

Aus unserem BLOG • Von Dr. Christine Mauelshagen, Swiss Transit Lab • März 2024

Ende November 2024 haben der Kanton Zürich und die SBB ein Pilotprojekt zum automatisierten Fahren im öffentlichen Straßenverkehr im Furttal bei Zürich angekündigt. Eine kleine Flotte hochautomatisierte Fahrzeuge, geplant sind Pkw und im weiteren Verlauf Kleinbusse, sollen bald das Mobilitäts-Angebot in der Region ergänzen. Die Projektträgerschaft übernimmt das Swiss Transit Lab. Das Swiss Transit Lab ist das Kompetenznetzwerk für intelligente Mobilität in der Schweiz. Akteure aus Gesellschaft, Wirtschaft, öffentlicher Hand und Forschung kommen zusammen, um innovative Mobilitätskonzepte in die Praxis zu überführen.

Automatisierte Fahrzeuge gelten als vielversprechende Lösung für den öffentlichen Verkehr, insbesondere in suburbanen und ländlichen Gebieten. Durch ihre Flexibilität können sie bestehende Lücken im Verkehrsangebot schließen und eine umweltfreundliche Alternative zum privaten Pkw bieten. Die Technologie des automatisierten Fahrens hat in den letzten Jahren international enorme Fortschritte gemacht. In zahlreichen Städten in Asien und den USA sind kommerzielle fahrerlose Angebote im regulären Verkehr unterwegs. Der Anbieter Waymo ist z. B. mit über 1.000 Fahrzeugen in Kalifornien (USA) auf der Straße. Pro Woche legte Waymo 2024 mehr als 150.000 fahrerlose Fahrten zurück.

IMit dem neuen Pilotprojekt „Automatisiertes Fahren im Furttal“ im Kanton Zürich geht die Schweiz einen weiteren Schritt in Richtung automatisierte Mobilität der Zukunft. Eine Flotte automatisierter Fahrzeuge soll das bestehende Mobilitätsangebot in der Region ergänzen. Ziel des Projekts ist es, praktische Erkenntnisse über automatisierte Mobilitätsangebote zu gewinnen, dazu zählen unter anderem Geschäftsmodelle, Angebotsformen, Kosten und Betrieb.

Sicherheit hat Priorität

Mit dem Projekt schließt die Schweiz an die internationalen Entwicklungen im Bereich automatisierter Mobilität an. Bevor die Fahrzeuge voraussichtlich ab Ende 2025 in den automatisierten Betrieb übergehen, stehen im Frühling und Sommer 2025 umfassende Betriebsvorbereitungen an. Die Kalibrierung der Technologie, die Integration in den bestehenden Mischverkehr und die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen dabei sorgfältig berücksichtigt werden.

Sicherheit hat für alle Projektpartner oberste Priorität. Das Pilotprojekt wird deshalb eng vom Bundesamt für Strassen (ASTRA) begleitet. Um höchste Sicherheitsstandards zu gewährleisten, werden die Fahrzeuge zunächst von Sicherheitsfahrern begleitet, bevor sie schrittweise in den automatisierten Betrieb übergehen. Automatisiert bedeutet, dass die Fahrzeuge am regulären Straßenverkehr teilnehmen, ohne dass ein Mensch am Steuer sitzt. Sie werden von einer Software gesteuert, die mithilfe zahlreicher Sensoren die Umgebung erfasst. Gleichzeitig werden die Fahrzeuge durch eine zentrale Leitstelle überwacht.

Rahmendaten

Zum Start des Pilotbetriebs sollen bis zu vier Personenwagen (Modell Ariya elektro von Nissan) im Furttal unterwegs sein, damit die Bevölkerung das Angebot erleben kann. Ab 2026 soll die Flotte durch Kleinbusse erweitert werden. Der Pilotbetrieb startet in den Gemeinden Otelfingen, Boppelsen, Hüttikon und Dänikon. Das Testgebiet soll schrittweise auf die Gemeinden Buchs, Dällikonund Regensdorf erweitert werden.

Die Gemeinden des Furttals sind aktiv in das Projekt eingebunden, gestalten es mit und treiben es gemeinsam mit den Projektpartnern voran. Die Gemeinden und Projektpartner legen besonderen Wert darauf, die Bevölkerung vor Ort in den Prozess miteinzubeziehen. Die Fahrzeuge können über die Projekt-App von ioki, einem Tochterunternehmen der Deutschen Bahn AG, gebucht werden.

Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) und der Kanton Zürich haben das Swiss Transit Lab mit der praktischen Umsetzung des Projekts betraut. Der Kanton Zürich leistet eine Anschubfinanzierung von 3,8 Mio. Franken, die SBB ihrerseits finanziert das Projekt über die maximale Projektdauer von fünf Jahren mit jeweils 1 Mio. Franken pro Jahr.

Weitere Partner tragen zur Projektrealisierung bei: die Gemeinden des Furttals, die Verkehrsbetriebe Glattal (VBG) und Eurobus begleiten den operativen Betrieb, WeRide liefert die Technologie zum automatisierten Fahren, ioki die Fahrgast-App und die On-Demand-Software für das Pilotprojekt und Amazon Web Services (AWS) vervollständigt das Partnernetzwerk als Technologie-Provider.

Mit dem innovativen Vorhaben setzen die Partner neue Maßstäbe für die Mobilität in der Schweiz und darüber hinaus. Weitere Informationen zum Pilotprojekt können Sie hier nachlesen. Die Webseite wird regelmässig geupdated und in Kürze auf eine eigene Projektwebsite verlinken.

Über das Swiss Transit Lab

Das Swiss Transit Lab ist eine 2019 gegründete Non-Profit-Organisation und ein führendes Kompetenznetzwerk für die Entwicklung und Erprobung intelligenter Mobilitätslösungen unter realen Bedingungen. Es bringt Gesellschaft, Wirtschaft, öffentliche Hand und Forschung zusammen, um innovative Mobilitätskonzepte in die Praxis zu überführen. Mit den beiden Pilotprojekten zum automatisierten Fahren «Linie 12» und «STL Linie 13» sowie dem innovativen Vorhaben «Open Doors» für Personen mit Mobilitätseinschränkungen und der «ALAUF-Allianz automatisiertes Fahren» hat das STL bereits vier konkrete Projekte realisiert. Damit sammelt das STL wertvolle Erkenntnisse für die Mobilität der Zukunft und gestaltet diese aktiv mit.

Für das bereits abgeschlossene Projekt STL 13 wurde eine spannende Videoreihe erstellt. Erfahren Sie mehr über das Swiss Transit Lab und das automatisierte Fahren in der Schweiz:


Wir sind für unseren Blog immer auf der Suche nach spannenden Projekten und Vorhaben aus dem Bereich der automatisierten und vernetzten Mobilität – sprechen sie uns einfach über kommunikation@innocam.nrw an!