Aus unserem BLOG • Von David Haberle, innocam.NRW • November 2024
Nachbericht zum innocam.STAMMTISCH „NRW meets Niederlande – geteilte Herausforderungen und gemeinsame Lösungen in der automatisierten und vernetzten Mobilität“
Technologische Entwicklung macht selten an Ländergrenzen halt. Besonders in Regionen mit regem internationalem Austausch treten meistens ähnliche Bedarfe und Herausforderungen bei der Realisierung von Mobilitätslösungen hervor, wie auch zwischen Deutschland und den Niederlanden. Wir haben eine internationale Rubrik des innocam.STAMMTISCHES ins Leben gerufen, in der sich Teilnehmende aus NRW mit Partnern und Initiativen aus anderen Ländern darüber austauschen können, welche Optionen einer Zusammenarbeit möglich sind und welche Rahmenbedingungen für gemeinsame Ansätze gelten. Im Fokus stehen Lösungsansätze in Bezug auf automatisierte und vernetzte Mobilität im Fokus.
Als Auftakt zu dieser Rubrik widmete sich der innocam.STAMMTISCH am 28. Oktober 2024 dem engsten Nachbarland von NRW, mit dem viele wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen gepflegt werden: den Niederlanden.
Stand der Mobilität und Logistik in den Niederlanden
Die rund 30 Teilnehmenden folgten zunächst einem Vortrag von Aldo Lodder von der Deutsch-Niederländischen Handelskammer, der Wissenswertes für Vorhaben in den Niederlanden bzw. mit niederländischen Partnern vorstellte.
Er stelle die wichtigsten Eckdaten zur wirtschaftlichen Ausgangslage dar:
- Die Niederlande sind der größte EU-Handelspartner Deutschlands, davon ist rund ein Drittel des Handelsvolumens allein auf den Handel zwischen Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden zurückzuführen.
- Sie besitzen eines der dichtesten Straßennetze der Welt und das meistbefahrene Schienennetz Europas.
- Den Niederlanden kommt insbesondere als Logistikhub für BENELUX (Belgien, Niederlande und Luxemburg), aber auch für Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich eine besondere Rolle zu. Hervorzuheben sind die internationalen Häfen in Rotterdam und Amsterdam, der Flughafen Schiphol, die Binnenschifffahrt sowie für der intensive Transport auf der Straße durch Distributionszentren in Nähe zur deutschen Grenze.
Vor allem mit Blick auf eine vernetzte Mobilität findet man in den Niederlanden gute Voraussetzungen, insbesondere bei der bereits vorhandenen digitalen Infrastruktur und der Affinität der Bürger:innen zu digitalen Angeboten. Dazu kommt, dass bei öffentlichen Vergaben innovative Lösungsansätze im Vergleich zu konventionellen Lösungen prioritätsmäßig höher eingestuft werden und damit innovative Projekte verstärkt umgesetzt werden können. Außerdem erleichtert die etablierte Zusammenarbeit zwischen Behörden, Forschungseinrichtung und Unternehmen eine ganzheitliche und vernetzte Mobilitätsplanung sowie intelligente Mobilitätslösungen.
Daten für besseres Verkehrsmanagement
Ein Beispiel für die Zusammenarbeit im Bereich vernetzter Mobilität liefert TripService, ein Unternehmen, das Verkehrsdaten validiert und an Behörden rückmeldet, ehe die aufbereiteten Daten Navigationssystemen zur Verfügung gestellt werden.
Wouter Giesen, Vertriebsleiter von TripService, stellte beim innocam.STAMMTISCH zunächst sein Unternehmen vor, bevor er Fragen beantwortete. Dabei lieferte er spannende Einblicke in die Themen, mit denen TripService sich befasst, beispielsweise, dass 60% der Nutzenden auf gewohnten Strecken nach Hause ein Navigationssystem benutzen oder dass 50% von ihnen digital über Baustellen informiert werden möchten. Diese Erkenntnisse sind für die Akzeptanz und die Effektivität von intelligenten Verkehrsmanagementsystem, die auf Echtzeitinformationen beruhen, sehr wertvoll.
Von großer Bedeutung für datenbearbeitende Unternehmen, aber auch für Anbieter von Navigationssystemen, ist die Datenanalyse nach einer Reise. Das Sammeln von Informationen über den Verkehrsfluss und der Vergleich mit den vorab gesendeten Informationen mit den tatsächlichen Reisedaten ist für eine kontinuierliche Verbesserung und in der nahen Zukunft auch für das Hochrechnen von Verkehrsflüssen essenziell.
Die Validierung von Verkehrsdaten ist vor allem auch deshalb notwendig, weil an den Schnittstellen bekannte Probleme auftreten, die nur durch noch stringentere Kommunikationswege vermieden werden können. Im Detail bedeutet dies:
- neue Straßen müssen auch im Navigationssystem vorhanden sein
- Straßen werden nicht rechtzeitig geschlossen
- die Straßenfreigaben werden nicht rechtzeitig kommuniziert
- Navigation zumeist durch Siedlungsgebiet
Ab dem 1.1.2025 müssen die Verkehrsdaten EU-weit in Echtzeit und in einheitlichem Format zur Verfügung gestellt werden – innocam.NRW dazu einen Informationsartikel verfasst, den Sie hier nachlesen können: Kompakt & Wissenswert: EU-Richtlinie für die Einführung intelligenter Verkehrssysteme im Straßenverkehr – innocam.NRW. Trotz der langen Ankündigungszeit erwartet Wouter Giesen keine flächendeckende Umsetzung, da aktuell noch zu oft das Personal fehle, um Daten zu sammeln oder die Datenverfügbarkeit und Datenqualität mangelhaft seien.
Video-Mitschnitt des Vortrags
Aldo Lodder von der Deutsch-Niederländischen Handelskammer und Wouter Giesen, Vertriebsleiter von TripService.