Aus unserem BLOG • Von Julien Rombourg, innocam.NRW • Mai 2025

DVWG Summit 2025: „Nachhaltige Mobilität im Personen- und Güterverkehr – Quo Vadis?“

Wie gelingt die Mobilitätswende im Personen- und Güterverkehr? Beim diesjährigen DVWG Summit, das am 6. und 7. Mai in Wuppertal stattfand, wurde diese Frage unter dem Motto „Nachhaltige Mobilität im Personen- und Güterverkehr – Quo Vadis?“ intensiv diskutiert – in Impulsvorträgen, Panels, Fishbowl-Diskussionen und im direkten Austausch zwischen Praxis, Forschung und Politik. Dabei wurde deutlich, dass automatisierte und vernetzte Mobilität noch zu wenig im breiten Diskurs angekommen ist, obwohl sie ein Schlüssel zur langfristigen Transformation im Mobilitätssektor sein kann. Der Fokus lag dieses Jahr vor allem auf Einzelmaßnahmen, die Vernetzung im Sinne der Intermodalität ermöglichen.

Mut zur Veränderung: Neue Wege für eine nachhaltige Mobilität

Eine Erkenntnis wurde im Verlauf der Veranstaltung besonders deutlich: Für die erfolgreiche Umsetzung der Mobilitätswende braucht es Mut zu neuen Wegen. Verkehrsversuche helfen dabei, Zielbilder greifbar zu machen, mit Nutzenden Angebote zu entwickeln und zu erproben und somit Akzeptanz zu schaffen. Ein Beispiel ist das Deutschland-Ticket, das auf einem eher „un-deutschen“ Weg ohne Machbarkeitsstudien und ohne langwierige Vorbereitungen erfolgreich eingeführt wurde. In der Regel benötigen Projekte und Lösungsansätze jedoch einen langen Atem, wenn schnelle Erfolge ausbleiben oder politischer Gegenwind aufkommt.

Datenbasierte Entscheidungen für die Mobilitätsplanung

Wo im größeren Umfang Mobilität transformiert wird, müssen die Optionen gründlich geprüft und Entscheidungen gut begründet sein. In diesem Zusammenhang wurden die Potenziale digitaler Werkzeuge wie datengestützte Verkehrsmodelle und Simulationen besonders hervorgehoben. Sie ermöglichen fundierte Entscheidungen und zukunftsfeste Investitionen auf der Grundlage belastbarer Daten.

Nina Thomsen vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) stellte strategische Verkehrsmodelle vor, die durch einen angepassten Funktionsumfang und bedienungsfreundliche Benutzerschnittstellen geringere Anforderungen an die Kommunen stellen. Dadurch senken sich Hürden für die Bewertung neuer Verkehrsangebote im öffentlichen Verkehr sowie zur strategischen Mobilitätsplanung mithilfe von Simulationen. Zur langfristigen Bewertung und frühzeitigen Ableitung von dringenden Handlungsbedarfen durch die zukünftigen Auswirkungen des Klimawandels auf die Verkehrswege präsentierten Dr. Eileen Kuhl und Marvin Stell vom Bundeministerium für Verkehrs (BMV) Forschungsnetzwerk ihre Simulationsmodelle vor.

Rechtliche Rahmenbedingungen im Wandel: Neue Möglichkeiten durch Gesetzesnovellen

Auch rechtliche Neuerungen und damit einhergehende Möglichkeiten für die nachhaltige Ausgestaltung von Mobilität wurden intensiv diskutiert. Neuer Handlungsspielraum ergibt sich beispielsweise durch Novellierungen des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) und der Straßenverkehrsordnung (StVO), die den Kommunen neue Werkzeuge für die Mobilitätswende an die Hand geben:

  • On-Demand-Verkehre sind nun dauerhaft im Regelbetrieb einsetzbar – und ergänzen gerade im ländlichen Raum das ÖPNV-Angebot.
  • Verkehrsrechtliche Hürden wurden abgebaut und ermöglichen, beispielsweise mit Blick auf Carsharing-Angebote, eine unkompliziertere Umsetzung entsprechender Maßnahmen. 

Kommunale Praxisbeispiele von der Mobilitätswende vor Ort

Aus der kommunalen Praxis berichteten Vertreter der Verwaltungen der Städte Köln und Lüneburg von ihren Erfahrungen bei der Umsetzung von Mobilstationen und Sharingangeboten. Bastian Hagmayer und Lara Brandt reflektierten Herausforderungen und Lösungswege zur Finanzierung zukunftsfähiger Mobilität am Beispiel der Einführung des StadtRAD in Lüneburg sowie über die Vor- und Nachteile einer kommunalen Trägerschaft. Aus Köln berichtete Ascan Egerer von positiven Erfahrungen mit Verkehrsversuchen, aber auch von der Erarbeitung des SUMP (Sustainable Urban Mobility Plan, dt.: nachhaltiger urbaner Mobilitätsplan) sowie der Notwendigkeit der strategischen Verankerung von Zielen und Leitbildern in Mobilitätskonzepten. Aus diesem Grund habe sich die Stadt Köln nun auch die Erstellung eines SULP (Sustainable Urban Logistics Plan, dt.: nachhaltiger urbaner Logistikplan) zur Aufgabe gemacht, um die Stadtlogistik zukunftsfähig zu machen.

Flexibilität für die Güterlogistik der Zukunft

Markus Bangen, Geschäftsführer der Duisburger Hafen AG (duisport) unterstrich einerseits die Bedeutung neuer Technologien für den größten Binnenhafen der Welt. Durch die Entscheidungsunterstützung via KI, die jeden Tag dazu lerne, werde der duisport nachhaltiger und effizienter und die zunehmende Vernetzung und Automatisierung erleichtere zudem die Personalsuche, da ein neues Anforderungsprofil entstehe. Zur Stärkung der Systemstabilität arbeite man, unter anderem im Rahmen des LOG4NRW-Projektes, an der flexiblen Verlagerung von Verkehren auf andere Verkehrsträger und Routen. Durch intermodale Logistikabwicklung könne man höhere Effizienzen und geringere Kosten erreichen, aber auch größere Systemstabilität, da man unabhängiger von einzelnen Verkehrswegen sei.

Um diese Mehrwerte auch zukünftig realisieren zu können, berichtete Luis Miguel Reisinho Barros von der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, wie er den synchromodalen Ansatz anwendungsorientiert in die Ausbildung zukünftiger Logistikplaner integriert. Dieser entspricht dem intermodalen Ansatz, bleibt jedoch bis zum Erreichen des Ziels flexibel für Änderungen, um beispielsweise bei Einschränkungen der Verkehrswege die Lieferketten aufrecht erhalten zu können.

Fazit

Die Veranstaltung hat deutlich gemacht, dass den Kommunen vermehrt neue Optionen zur Verfügung stehen, die ihren „Werkzeugkasten“ zur Gestaltung der Mobillitätswende zu erweitern. Auffällig ist jedoch, dass die Potenziale der Automatisierung und Vernetzung für die nachhaltige Mobilität nur am Rande angesprochen wurden. Um weitere Erfahrungen zu sammeln und die Grundlagen für darauf aufbauende Lösungen zu schaffen empfiehlt es sich, bereits heute umsetzbare Maßnahmen gezielt zu nutzen. Nun braucht es Gestaltungswillen, Mut und Unterstützung, um die Mobilität der Zukunft nachhaltig zu gestalten.


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