
Highlights zur automatisierten und vernetzten Mobilität auf der Mensch und Computer 2025
Aus unserem BLOG • Von Justyna Sedkowska, innocam.NRW • September 2025
Die „Mensch und Computer 2025“, Europas größte HCI-Konferenz, fand vom 31. August bis zum 3. September 2025 an der Technischen Universität Chemnitz statt. Unter dem Leitthema „Digital Diversity“ wurde die Vielfalt der Kulturen, Perspektiven und Zugänge in der digitalen Welt hervorgehoben.
In diesem Kontext wurde deutlich, wie Forschung zur automatisierten und vernetzten Mobilität verantwortungsvoll gestaltet werden kann – insbesondere, wenn sie interdisziplinär und inklusiv gedacht wird. Justyna Sedkowska war vor Ort und hat die spannendsten Beiträge zu den Themen Automatisierung und Mobilität ausgewählt und zusammengefasst. Die vollständigen Veröffentlichungen sind auch online verfügbar und unter der Zusammenfassung verlinkt.
Relevante Beiträge zur automatisierten und vernetzten Mobilität
Diversity and Anticipated Acceptance of Automated Driving: The Impact of the Living Environment and Gender in Germany – Establishing Convergent and Discriminant Validity of the QAAD
Vortragende: Klemens Weigl – Hochschule Karlsruhe, Mira Scheuvens – RWTH Aachen University
Diese Studie befragte 141 Personen in Deutschland und untersuchte, welchen Einfluss Geschlecht und Wohnumfeld (Großstadt, Kleinstadt, ländlich) auf die Akzeptanz automatisierter Vekehrsmittel haben. Die Ergebnisse bestätigen, dass Geschlecht ein signifikanter Faktor ist. Das Wohnumfeld spielte dagegen eine weniger starke Rolle. Die Arbeit leistet zudem einen methodischen Beitrag, indem sie die Validität des eingesetzten Fragebogens (QAAD) bestätigt. Damit liefert sie eine verlässliche Grundlage für weitere Forschung zu Akzeptanzunterschieden zwischen Bevölkerungsgruppen.

Driving Together: An Analysis of Passengers‘ Needs and Desire for Cooperative Control in Automated Vehicles
Autoren: Bhavana Malve, Shadan Sadeghian – Universität Siegen, Andreas Riener, Jakob Peintner – Technische Hochschule Ingolstadt
Diese Untersuchung befasst sich mit den Bedürfnissen von Passagierinnen und Passagieren in hochautomatisierten Fahrzeugen und der Frage, ob sie sich kooperative Interaktionsmöglichkeiten mit dem Fahrzeug wünschen. Die Ergebnisse zeigen, dass viele Teilnehmende Kooperation begrüßen, da sie psychologische Grundbedürfnisse wie Autonomie, Sicherheit, Kompetenz und soziale Eingebundenheit stärken. Insgesamt verdeutlicht die Studie, dass transparente, partizipative Steuerungselemente die Akzeptanz automatisierter Fahrzeuge fördern können.
V-TRAD: A Visually-Augmented Testbed for Research in Autonomous Driving
Autoren: Paul Auerbach, Konstantin Klamka – Connected Robotics Lab, Barkhausen Institut, Dresden
V-TRAD ist eine modulare Testumgebung, die physische und virtuelle Komponenten kombiniert. Sie ermöglicht es, Planungs- und Sensoralgorithmen für das autonome Fahren realitätsnah und zugleich kostengünstig zu erproben. Besonders interessant: V-TRAD ist Open Source und enthält Bauanleitungen und Softwarestack, sodass die Plattform auch in Lehre und Ausbildung eingesetzt werden kann.
Communicating Uncertainty in Arrival Time Predictions for Public Transport: A Comparison of Point and Interval Forecasts
Autoren: Alice Rollwagen, Alexander Horn, Stefanie Schmidtner, Andreas Riener – Technische Hochschule Ingolstadt
Diese Arbeit untersucht, wie Unsicherheiten bei Ankunftszeitprognosen im ÖPNV besser kommuniziert werden können. In einer Online-Studie zeigt sich: Fahrgäste empfinden es als hilfreicher, wenn eine Zeitspanne angegeben wird, in der der Bus voraussichtlich ankommt, anstatt eine möglicherweise ungenaue exakte Uhrzeit.Die Ergebnisse zeigen, dass Intervallprognosen die Zufriedenheit der Fahrgäste erhöhen können, da sie Transparenz über mögliche Abweichungen schaffen.

Too Close for Comfort? The Impact of eVTOL-Overflights in Residential Areas on Non-Users‘ Acceptance
Autoren: Gianluca Decaro, Sofia Bogarin Heurich, Patricia B. Appel, Sergen Kul, Andreas Riener – Technische Hochschule Ingolstadt
In einer VR-Studie wurden Überflüge von eVTOLs über Wohngebiete simuliert. Die Ergebnisse zeigen deutliche Unterschiede: Niedrige Flughöhen wurden als störender, lauter und invasiver wahrgenommen. Besonders der Lärm und das Gefühl räumlicher Nähe verstärkten negative Emotionen, während bei höheren Flughöhen die Belastung deutlich geringer ausfiel. Auch Aspekte wie Privatsphäre und Sicherheitsgefühl waren relevant.
Route2Vec: Enabling Efficient Use of Driving Context through Contextualized Route Representations
Autoren: Philipp Hallgarten, Tobias Grosse-Puppendahl – Porsche AG, Enkelejda Kasneci – Technische Universität München, Thomas Kosch – Humboldt Universität Berlin
Das vorgestellte Framework ermöglicht es, komplexe Kontextinformationen einer Fahrt in kompakte Repräsentationen zu überführen. Die Methode erlaubt es, verschiedene Fahrsituationen anhand gängiger Distanzmaße (z. B. euklidisch) miteinander zu vergleichen. So können Entwicklerinnen und Entwickler einfacher erkennen, welche Situationen sich ähneln, und Systeme konzipieren, die situationsbewusst reagieren. Das Team stellt die trainierten Modelle und den Code öffentlich zur Verfügung und unterstützt damit die Weiterentwicklung kontextsensitiver Mobilitätsanwendungen.

Diverse Future Mobility: The Influence of Gender, Age, Ethics, Empathy, and Perceived Safety on the Anticipated Acceptance of Automated Driving
Autoren: Alida Eschenlohr – RWTH Aachen University, Klemens Weigl – Hochschule Karlsruhe
Diese Online-Studie untersucht, wie individuelle Unterschiede – etwa Geschlecht, Alter, Empathie oder ethische Werte – die erwartete Akzeptanz von automatisiertem Fahren beeinflussen. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Faktoren wie Geschlecht, Alter und wahrgenommene Sicherheit die Akzeptanz automatisierter Fahrzeuge stark beeinflussen. Besonders hervorzuheben ist der Zusammenhang zwischen Akzeptanz und der Programmierung ethischer Entscheidungsmodelle in Fahrzeugen. Damit gibt die Studie praktische Anregungen, wie ethische Aspekte in die technische Gestaltung von Fahrzeugsystemen einbezogen werden können.
Fazit
Die Beiträge zur Mensch und Computer Konferenz 2025 illustrieren, wie breit das Feld der automatisierten Mobilität und vernetzten Systeme inzwischen ist und bilden gleichzeitig ab, wie stark es sich auf gesellschaftliche und menschzentrierte Aspekte konzentriert. Die integrative Konferenzausrichtung unter dem Motto „Digital Diversity“ spiegelt sich auch in den Beiträgen wider: Technische Innovationen gehen Hand in Hand mit Untersuchungen zur Nutzerakzeptanz, zu diversen Nutzergruppen, und zu Interaktionsformen.
Die Interaktion zwischen Systemen der automatisierten Mobilität und deren Nutzenden ist ein wichtiger Aspekt des Themenfeldes Akzeptanz von innocam.NRW. Sprechen Sie uns bei Fragen und Ideen zum Thema gerne an. Sie erreichen uns per E-Mail unter info@innocam.nrw.