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Aus unserem BLOG • Von Dr. Nadine Teusler, innocam.NRW • Oktober 2025

Rückblick zur Abschlussveranstaltung

Am 23. September 2025 fand die digitale Abschlussveranstaltung des Forschungsprojekts MoVeToLausitz statt. Damit endete ein rund drei Jahre laufendes Vorhaben, das sich mit der Entwicklung nachhaltiger und datenbasierter Mobilitätslösungen für die Lausitz beschäftigte – eine Region im Wandel, geprägt durch den Strukturwandel und wachsende Herausforderungen in der Alltags- und touristischen Mobilität. Das Projekt wurde durch Mittel des mFUND-Programms des Bundesministeriums für Verkehr gefördert und vereinte Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Kommunen, Tourismus und Technologieanbietern.

Ziel des Projekts war es, neue Wege zu finden, um den Mobilitätsbedürfnissen von Ortsansässigen und Touristinnen und Touristen gleichermaßen gerecht zu werden – besonders in ländlichen Räumen, in denen klassische Verkehrsangebote oft an ihre Grenzen stoßen. Mit einem breiten Bündel an Maßnahmen – darunter On-Demand-Verkehre, digitale Verkehrslenkung, intelligentes Parkraummanagement und der Aufbau einer datenbasierten Mobilitätsplattform – sollte nicht nur die Erreichbarkeit der Region verbessert, sondern auch ein Beitrag zur nachhaltigen Verkehrsverlagerung geleistet werden.

Die Abschlussveranstaltung gliederte sich in zwei Hauptteile: eine ausführliche Präsentation der Projektergebnisse und ein Ausblick auf die künftige Umsetzung und Verstetigung der entwickelten Konzepte. Ein zentrales Element war die Analyse des Mobilitätsverhaltens unterschiedlicher Zielgruppen. Die Untersuchungen zeigten, dass sich die Mobilitätsbedürfnisse von Touristinnen und Touristen und Einheimischen in einigen Punkten unterscheiden, es aber auch zahlreiche Überschneidungen gibt – beispielsweise in Bezug auf Flexibilität, Anschlussmobilität und Verfügbarkeit digitaler Informationen. Diese Erkenntnisse bildeten die Grundlage für die Entwicklung intermodaler und nutzerzentrierter Mobilitätsangebote.

Ein wesentlicher Fokus des Projekts lag auf der digitalen Verkehrslenkung. Hierzu wurden innovative Strategien zur Besucherlenkung in touristisch hoch frequentierten Gebieten der Lausitz entwickelt. Dazu zählen unter anderem die Planung von sogenannten Auffangparkplätzen am Rande sensibler Natur- und Erholungsräume, verbunden mit bedarfsgesteuerten Shuttle-Diensten oder On-Demand-Angeboten. Ziel war es, Verkehrsflüsse besser zu steuern, die Umwelt zu entlasten und gleichzeitig die Besucherzufriedenheit zu erhöhen. Unterstützt wurde dies durch Echtzeit-Informationssysteme, die über alternative Routen, freie Parkflächen oder Zeiten mit geringerer Auslastung informierten.

Begleitend dazu wurde eine digitale Datenplattform konzipiert, die unterschiedlichste Mobilitäts- und Infrastrukturdaten – von Verkehrs- über Tourismusdaten bis hin zu Sensordaten – integriert und für die strategische Verkehrsplanung nutzbar macht. Ein besonderer Mehrwert bestand in der Entwicklung sogenannter Datalabs, also digitaler Werkzeuge, mit denen kommunale Akteurinnen und Akteure oder Verkehrsplanerinnen und Verkehrsplaner Szenarien simulieren und Entscheidungen datenbasiert treffen können. Diese Werkzeuge sollen nicht nur langfristig in der Lausitz, sondern perspektivisch auch in anderen Regionen zum Einsatz kommen.

Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Entwicklung eines intelligenten Algorithmus zur Steuerung von On-Demand-Verkehren im ländlichen Raum. Diese flexiblen Mobilitätslösungen ermöglichen es, auch in schwach besiedelten Regionen ohne regelmäßige Linienverkehre eine bedarfsgerechte Mobilität sicherzustellen. Dabei wurde insbesondere auf die sinnvolle Verknüpfung mit bestehenden Angeboten – wie Bahnlinien, Busverbindungen oder Radwegen – geachtet. Die entwickelten Modelle erlauben eine dynamische Bündelung von Fahrwünschen und können zu einer effizienteren Nutzung vorhandener Ressourcen führen.

Ein zentrales Produkt des Projekts ist die Realisierung verschiedener Leitfäden, in dem alle Ergebnisse, Konzepte, Werkzeuge und Handlungsempfehlungen systematisch zusammengefasst wurden. Diese Leitfäden richten sich nicht nur an lokale Akteurinnen und Akteure wie Kommunen, Verkehrsunternehmen oder Tourismusverbände, sondern soll auch bundesweit als Orientierung dienen – insbesondere für andere ländliche Räume, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Die Übertragbarkeit der entwickelten Konzepte wurde bereits im Projektverlauf mitgedacht und ist ein erklärtes Ziel für die Nachnutzung.

Der Leitfaden „Lausitz On-Demand Wegweiser für moderne Bedarfsverkehre“ ist bereits abrufbar, weitere geplante Leitfäden werden ab dem 30.11.2025 freigeschaltet und sind hier downloadbar: MoVeToLausitz In verschiedenen Beiträgen wurde deutlich, dass die Realisierung der entwickelten Ansätze in der Praxis vor allem von der weiteren Kooperation zwischen öffentlicher Hand, privaten Anbietern, Tourismuswirtschaft und Zivilgesellschaft abhängt. Gleichzeitig stellen sich Fragen nach Finanzierung, Verstetigung und gesellschaftlicher Akzeptanz. Besonders betont wurde, dass technologische Lösungen allein nicht ausreichen – sie müssen eingebettet sein in eine nachhaltige Mobilitätskultur und kommunale Strategien.


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