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Nachbericht IAA 2025 – Automatisierte Shuttles im ÖPNV und deren strategische Bedeutung 

Aus unserem BLOG • Von Matthis Hötter, innocam.NRW • Oktober 2025

Auch innocam.NRW war dieses Jahr auf der IAA unterwegs – mit Fokus auf skalierbaren Lösungen für automatisierte & vernetzte Mobilität im ÖPNV. Unsere Mission ergibt sich hier klar aus unserem Grundsatz: Angebote autonomen Shuttles sollen den kommunal gesteuerten, subventionierten ÖPNV ergänzen. Sonst droht, dass private Robotaxi-Plattformen (wie Tesla oder Uber) die Ziele der Daseinsvorsorge – effiziente, nachhaltige und stadtgesteuerte Mobilität – aushebeln, indem sie Nachfrage abschöpfen und die Netz- und Taktlogik schwächen.

Das automatisierte Shuttles grundsätzlich funktionieren können, haben bereits einige Pilotprojekte gezeigt. Leitfrage der Messe war für uns daher: Wie kommen wir vom Demonstrator in den verlässlichen Regelbetrieb – und das skalierbar? Die Marktlage zu autonomen Shuttles bereiten wir hierzu im anstehenden innocam.NRW Marktbeobachtungsbericht „Autonome Shuttles“ auf. Dieser wird im Herbst veröffentlicht.

Vier kurze Takeaways von der Messe

1. Vom Piloten zur Skalierung

Die Projektlogik verschiebt sich: weg von kurzlaufenden Einzelpiloten, hin zu langfristigen, skalierbaren Implementierungen. Anstatt weitere Proof-of-concepts mit Pilotprojekten abzubilden, herrscht nun Konsens, dass skaliert werden sollte – bspw. In Form von Modellregionen.

2. Kernproblem: Hohe Nachfrage, aber wenige echte L4-Produkte

Trotz vieler Exponate gibt es nur wenige marktfähige Lösungen für automatisierte Shuttles. In Deutschland existiert nach jetzigem Stand kein SAE-L4-Regelbetrieb nach AFGBV. Fahrzeughersteller, deren Fahrzeuge auf der Messe (u.a.) präsent waren:  MOIA, AUVE.TECH, HOLON, INYO – mit sichtbar unterschiedlichen Reifegraden in Hardware, Sicherheitskonzepten und Betriebsverständnis.

3. Abhängigkeiten im AD-Stack

Viele Shuttle-Anbieter referenzieren außereuropäische AD-Stacks. Damit einher gehen Lieferketten-, IP- und Compliance-Fragen (Cybersecurity, Datenhaltung, Zertifizierung). Europäische Optionen für AD-Stacks gewinnen strategisch an Gewicht – auch, um langfristige Souveränität in sicherheitsrelevanter Software zu sichern.

4. Operator zuerst: Geschäftsmodelle und Betriebskomplexität

ÖPNV ist mehr als nur Fahrzeuge. Anbieter haben dies verstanden und integrieren Fahrzeug, Infrastruktur, Leitstelle, Instandhaltung, Schulung und vieles mehr. Es etablieren sich aktuell drei Grundmodelle:

  • MaaS direkt: Komplettes Mobilitätsangebot inkl. Vertrieb/Plattform (in Kooperation mit oder parallel zum ÖPNV).
  • Vehicle & Infrastructure as a Service: Bereitstellung von Fahrzeug + Ladung + Depot + Tooling.
  • Uptime / Availability as a Service: Gewährte Verfügbarkeiten inkl. Wartung und Ersatzkonzepte – relevant für Fahrplanstabilität.

Fazit

Die Notwendigkeit nutzbarer autonomer Lösungen ist hoch: robuste Fahrzeuge und ein europäischer AD-Stack sind entscheidend, um den ÖPNV langfristig attraktiv, steuerbar und souverän zu halten.