Vertrauen in automatisierte Fahrzeuge stellt eine der zentralen Herausforderungen dar, wenn es um die Akzeptanz hochautomatisierter Fahrzeuge geht. In diesem Zusammenhang hat das ika ein Versuchsfahrzeug entwickelt und aufgebaut, mit dessen Hilfe notwendige Informationen gesammelt werden können, um gezielt Anzeige- und Interaktionskonzepte zur Unterstützung zukünftiger Fahrer und Fahrerinnen zu entwickeln.
Im Forschungsprojekt EMMI („Empathische Mensch-Maschine-Interaktion zur Erhöhung der Akzeptanz des Automatisierten Fahrens“) geht es darum, Nutzende auf die zukünftige Automatisierung von Fahrzeugen vorzubereiten, indem vor allem die Akzeptanz und das Vertrauen in die Technologie aufgebaut werden soll. Teil der Forschungsfrage ist hierbei zunächst die Identifikation von besonders vertrauenskritischen Situationen im alltäglichen Fahrgeschehen. Diese wurden zunächst literaturbasiert identifiziert und in einem theoretischen Rahmenwerk zum Zusammenspiel von Vertrauen und Technologieakzeptanz erarbeitet (Dautzenberg, 2022). Mithilfe einer Studie im realen Straßenverkehr werden die vertrauensrelevanten Situationen und Indikatoren für das Vertrauen basierend auf den Ergebnissen der Literaturrecherche analysiert.
Von der Idee von mehr Akzeptanz zum tragfähigen Konzept
Dazu wurde ein Versuchsfahrzeug aufgebaut, welches dem Ansatz des Wizard-of-Oz Experimentes folgt (Kelly, 1983). Ziel des experimentellen Ansatzes ist es, automatisierte Funktionen eines Systems bestmöglich abzubilden. Diese automatisierten Funktionen sind dabei technisch nicht umgesetzt, sondern werden durch einen Menschen (Wizard) realitätsnah nachgebildet, ohne dass der Nutzende (Proband/Probandin) Kenntnis über die Anwesenheit bzw. die Handlungen des Wizards hat. In dem hier vorgestellten Anwendungsfall soll den Studienteilnehmenden ein bestmögliches Bild einer automatisierten Fahrt mit SAE-Level 4 beziehungsweise 5 vermittelt werden, ohne wirklich eine Automation abzubilden.
Für die Entwicklung des Versuchsfahrzeuges wurden verschiedene Konzeptansätze miteinander verglichen und auf ihre Eignung für den angestrebten Untersuchungszweck hin evaluiert. In der Literatur lassen sich dazu unterschiedlich komplexe und immersive Umsetzungen finden. Im einfachsten Fall wird die Anwesenheit des Wizards durch eine Sitz-Husse oder eine versteckte Positionierung des Fahrers im Fahrersitz des Fahrzeuges realisiert. Dieser Untersuchungsansatz eignet sich jedoch primär für Untersuchungen, die sich auf die Reaktionen von Passanten und Passantinnen auf ein automatisiertes Fahrzeug fokussieren. Weitere Umsetzungen bauen auf rechtseitig gelenkten Fahrzeugen auf und bilden auf der linken Fahrzeugseite einen Fahrerarbeitsplatz nach. Im Zuge des EMMI-Projektes wurde aus Gründen der bestmöglichen Illusion ein Konzept entwickelt, welches mithilfe eines Steer-by-Wire Systems zwei vollfunktionsfähige Fahrerarbeitsplätze abbildet. Der Wizard kann so auf dem zweiten Fahrerarbeitsplatz auf der konventionellen Beifahrerseite des Fahrzeuges Platz nehmen.