In der anschließenden Diskussion wurden verschiedene Aspekte des European Train Control System (ETCS) und der autonomen Fahrtechnologie erörtert. Einigkeit herrschte darüber, dass ETCS in bestimmten Bereichen sinnvoll ist, jedoch auch das autonome Fahren in ländlichen Gebieten und bei Gleisanschlüssen an Bedeutung gewinnt. Kritisch betrachtet wurden die schleppende Implementierung von ETCS in der Vergangenheit und die Notwendigkeit pragmatischer Lösungen wurde herausgestellt. Ein weiteres Thema war das Kosten-Nutzen-Dilemma bei der Nachrüstung bestehender Fahrzeuge im Vergleich zur Anschaffung neuer ETCS-nativer Modelle. Es wurde zudem gefordert, standardisierte Produktportfolios zur Unterstützung der Zulieferindustrie zu entwickeln, wobei Siemens Mobility hier als Positivbeispiel angeführt wurde.
Herr Philipp Leibner, IFS, referierte über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Eine McKinsey-Studie hob hervor, dass KI bereits in Bereichen wie Predictive Maintenance und Personalplanung eingesetzt wird, während andere Anwendungsfelder wie die Kapazitätsplanung im Aufschwung sind. Die Studie bescheinigt Unternehmen ein hohes finanzielles Potenzial durch den Einsatz von KI. Leibner stellte ein Anwendungsbeispiel des IFS vor, bei dem KI für die Signaldetektion genutzt wird, und berichtete über vielversprechende Untersuchungsergebnisse. In diesem Kontext wurde auch über Risikokapital für wissenschaftliche Ideen diskutiert, wobei ein Vergleich zwischen den USA und Europa gezogen wurde, insbesondere unter Bezugnahme auf die Praktiken und Erfolge von SpaceX.
Herr Fabian Hampel vom IFS widmete sich der KI-basierten Umfelderfassung im Gleisbereich. Er stellte die Herausforderungen bei der zuverlässigen Hinderniserkennung in offenen Systemen im Vergleich zu Metro-Systemen dar und erläuterte den Einsatz szenenbasierter Ansätze aus der Automobilindustrie. Ziel ist es, digital eine hohe Varianz an denkbaren Szenen zu erzeugen. Hinsichtlich der Zulassung von KI-Systemen wurde der Mensch als Referenzmodell herangezogen, wobei aktuelle Ansätze noch nicht ausgereift sind.
Die Diskussion drehte sich um pragmatische Ansätze, wie sie etwa in Großbritannien beim Umgang mit Kollisionen von Schafen auf ETCS-Strecken verfolgt werden. Es wurden infrastrukturseitige und fahrzeugseitige Abfangstrategien verglichen und die Sicherheitswahrnehmung im Schienenverkehr diskutiert. Aufgrund der enorm geringen Unfallzahlen ist die statistische Grundlage im Schienenverkehr allerdings kaum belastbar. Ein weiterer Diskussionspunkt war der Mangel an Triebfahrzeugführern, wobei Automatisierung unterstützende Aufgaben übernehmen könnte, während die Fahrer weiterhin die Hauptverantwortung tragen würden.
Die nächsten Schritte sehen eine Fortsetzung des Dialogs und der Zusammenarbeit zwischen Industrie, Forschung und weiteren Gruppen vor. Die Arbeitskreistreffen werden weiterhin in Präsenz stattfinden, um die lebendige Diskussionskultur des ersten Treffens beizubehalten. Dies geschieht auch auf expliziten Wunsch der Teilnehmenden. Bei der nächsten Zusammenkunft sollen die Themen Rollout von ETCS und Zulassungshürden für KI vertieft werden, die sich als Interessensschwerpunkte der Arbeitskreismitglieder herauskristallisiert haben. Dazu werden zusätzliche Akteure aus dem Bereich Zulassung zur Teilnahme angefragt. Zudem wird das Thema Automatisierung im Güterverkehr eingehend beleuchtet werden.
Sie möchten aktiv im Arbeitskreis Schiene mitwirken? Dann sprechen Sie uns gerne an. Sie erreichen uns unter info(at)innocam.nrw. Für etwaige Fragen stehen wir Ihnen ebenfalls zur Verfügung.