Entscheidend für die Markteinführung von Systemen mit SAE Level 3 oder höher ist die Erprobung und kontinuierliche Weiterentwicklung automatisierter Fahrzeuge. So können Betriebsbereiche erweitert und das volle Potential des automatisierten Fahrens ausgeschöpft werden. Durch die Bündelung der Aktivitäten verschiedener Fahrzeughersteller, Zulieferer und Forschungsinstitute können zudem die Auswirkungen des automatisierten Fahrens basierend auf realen Daten systematisch analysiert werden. Das länderübergreifende Vorhaben Hi-Drive hat dazu ein Konsortium aufgestellt, das die zentralen Herausforderungen aufgreift, die derzeit den Fortschritt der Entwicklungen in der Fahrzeugautomatisierung behindern.
Das ambitionierte EU-Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, das automatisierte Fahren hin zu höhere Automatisierungsgrade zu bringen. Dabei sollen die automatisierten Fahrfunktionen robust und zuverlässig sein und die ODDs (Operational Design Domain) erweitert und defragmentiert werden. Bei der ODD handelt es sich um:
“Operating conditions under which a given driving automation system […] is specifically designed to function […] to environmental, geographical, and time-of-day restrictions, and/or the requisite presence or absence of certain traffic or roadway characteristics.” [SAE J3016 - 2021].
Darüber hinaus nimmt die Interoperabilität zwischen verschiedenen Ländern und Fahrzeugherstellern eine wichtige Rolle ein.
Nach erster Pilotierungsphase – Wo setzt Hi-Drive heute auf?
Hi-Drive ist aus einer Historie an Projekten gewachsen. Der direkte Vorgänger ist das EU-Projekt L3Pilot. Hier wurden hauptsächlich Level-3-Funktionen mit Sicherheitsfahrern auf öffentlichen europäischen Straßen erprobt. Dabei legten etwa 750 Personen in über 70 Fahrzeugen rund 400.000 km sowohl auf Autobahnen als auch im urbanen Raum zum Teil grenzüberschreitend zurück. Neben den Funktionen zum Manövrieren im Straßenverkehr wurden zudem automatisierte Parkfunktionen getestet.
Ausgiebiges Testen ermöglicht es, Herausforderungen zu ermitteln, die einer Markteinführung von automatisierten Fahrzeugen noch im Wege stehen. So sind die ODDs zum einen durch bestimmte Umstände fragmentiert bzw. unterbrochen. Dies kann zum Beispiel vorliegen, wenn kein hinreichend genaues GNSS-Signal verfügbar ist und die Lokalisierung entsprechend ungenau ist. Gleichzeitig sind die ODDs aber auch eingeschränkt, so dass zum Beispiel Autobahnabfahrten, die erhöhte Interaktion mit anderen Verkehrsteilnehmern erfordern, noch nicht berücksichtigt werden.