Einheitliche Mobilitätsdatenstandards für ganz Europa zu schaffen ist das Ziel von NAPCORE, der EU-Initiative zur Datenkooperation im Mobilitätsbereich, an der Projektpartner aus allen EU-Mitgliedsstaaten und sechs weiteren europäischen Ländern beteiligt sind. Seit dem 1. Juli 2025 ist NAPCORE (National Access Point Coordination Organisation for Europe) in seine zweite Förderphase eingetreten.
In den kommenden zwei Jahren soll neben dem Straßenverkehr nun der öffentliche Verkehr und die multimodale Mobilität zu einem inhaltlichen Schwerpunkt der NAPCORE-Projektarbeit werden. Dadurch hat sich die Zusammensetzung der Projektpartner in Deutschland geändert: Mit dem Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW, der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW), der Rhein-Main-Verkehrsverbund Servicegesellschaft und der Stadt Hamburg sind neue Partner hinzugekommen, die eine Reihe von NAPCORE-Arbeitsgruppen mit ihrer Expertise gezielt unterstützen. Für das Themengebiet Rad und Fußgängerverkehr hat das nordrhein-westfälische Ministerium sogar die Gesamtkoordination übernommen. Diese beinhaltet auch die Vernetzung mit dem Rad- und Fußgänger Ökosystem in Europa. Hierdurch sollen die externen Anforderungen von Beginn an mitberücksichtigt werden können und wichtige Informationen z.B. zur Datenbereitstellung mit dem Netzwerk geteilt werden.
Mehr als dreihundert europäische Datenexperten arbeiten in NAPCORE mit zum Beispiel an der Weiterentwicklung von Metadatenstandards wie mobilityDCAT-AP, der Etablierung und Pflege von Qualitätsrahmen sowie der Stärkung der NAPs als tragende Infrastruktur für ein europäisches Mobilitätsdaten-Ökosystem. Gleichzeitig werden Strategien und Politikempfehlungen erarbeitet, um sicherzustellen, dass Mobilitätsdienste und Innovationen auf einer harmonisierten, verlässlichen Datenbasis aufbauen können.
Neue und flexiblere Wege sollen auch in der konkreten Projektarbeit innerhalb der NAPCORE-Arbeitsgruppen beschritten werden. Durch das Prinzip der sogenannten Domain Themes (Bereichsthemen) wird die Ausgestaltung der Themen in einer möglichst agilen Form erarbeitet. Expertinnen und Experten der verschiedenen NAPCORE-Partner finden sich dadurch in Arbeitsgruppen zusammen und arbeiten gemeinsam an ausgewählten Themen. Erste Aktivitäten zeigen sich bereits in den Themenbereichen Ladeinfrastruktur, Rad- und Fußverkehr, Parken, Shared Mobility und multimodalem Routing.
Warum ist dieser hohe Aufwand erforderlich? Jeder Mitgliedstaat der EU betreibt einen National Access Point (NAP), über den Verkehrsdaten wie Fahrpläne, Echtzeitinformationen und Infrastrukturinformationen bereitgestellt werden. Da diese nationalen Systeme bislang sehr unterschiedlich organisiert waren, erschwerten uneinheitliche Datenformate, Schnittstellen und Zugriffsweisen den europaweiten Austausch und die Nutzung von Mobilitätsinformationen.
Die Bedeutung von NAPCORE liegt vor allem darin, eine Grundlage für europaweit nutzbare Mobilitätsdienste zu schaffen. Einheitliche und harmonisierte Daten ermöglichen grenzüberschreitende Anwendungen wie Fahrplanauskünfte, Routenplaner, Echtzeitinformationen und multimodale Mobilitätsangebote. Gleichzeitig wirkt NAPCORE auf die Verbesserung von Datenqualität und Zuverlässigkeit hin, indem Qualitätsrahmen für verschiedene Datentypen definiert werden, die Kriterien wie Aktualität, Genauigkeit, Vollständigkeit und geografische Abdeckung umfassen. Dadurch werden die Daten für innovative Mobilitätsdienste, automatisierte Systeme und Verkehrsmanagementlösungen verlässlich nutzbar. Harmonisierte Daten unterstützen zudem nachhaltige und multimodale Mobilität, da sie es ermöglichen, Angebote wie Bahn, Bus, Fahrrad, Sharing oder On-Demand-Dienste sinnvoll zu vernetzen.
Wichtige Standards die im Rahmen von NAPCORE berücksichtigt werden sind u.a. DATEX II (inkl. TN-ITS), NeTEx und SIRI., die Fahrplandaten, Echtzeitinformationen sowie Verkehrs- und Infrastrukturdaten standardisieren. Parallel dazu werden Qualitätsrahmen für unterschiedliche Datenkategorien entwickelt, um die Vergleichbarkeit und Verlässlichkeit sicherzustellen.
NAPCORE‑Studie „EU IDs for Multimodal Access Nodes“
Die NAPCORE‑Studie „EU IDs for Multimodal Access Nodes“ untersucht die Entwicklung und Implementierung eines Systems von einheitlichen, europaweiten Identifikationscodes für „Access Nodes“ im Mobilitätsbereich. Unter einem „Access Node“ versteht man in diesem Kontext Knotenpunkte des Verkehrs — z. B. Bahnhöfe, Haltestellen, Umsteigepunkte, multimodale Schnittstellen — also Orte, an denen unterschiedliche Verkehrsträger (Bahn, Bus, Tram, Fahrrad, zu Fuß u. a.) zusammenkommen. Ziel ist es, diese Nodes über Ländergrenzen und Verkehrsmodi hinweg standardisiert identifizierbar und maschinenlesbar zu machen.
Mit einheitlichen Access‑Node‑IDs und harmonisierten Metadaten werden Mobilitätsdaten europaweit vergleichbar, nutzbar und integrierbar. Das erleichtert den Aufbau multimodaler, grenzüberschreitender Verkehrs- und Routingdienste, verbessert die Datenqualität und ermöglicht Innovationen im Bereich Verkehr, Planung und Mobilitätsservices. Für Städte, Verkehrsunternehmen und App‑Anbieter bedeutet das: bessere Planbarkeit, mehr Transparenz, effizientere Verkehrsangebote und letztlich eine stärkere Vernetzung des öffentlichen Verkehrs über Ländergrenzen hinweg.