Auf der gesellschaftlichen Ebene sind ungeschriebene Erwartungen, Normen und Regeln verankert, aus denen sich beispielsweise eine Skepsis gegenüber Sensoren im öffentlichen Verkehrsraum oder gegenüber der Souveränität über die gesammelten Daten ableiten lässt. Eine der Schlussfolgerungen daraus ist die Notwendigkeit von Orientierungshilfenfür die Berücksichtigung ethischer Grundsätze bei der Gestaltung von Innovationen für automatisierte und vernetzte Mobilität. Beabsichtigte Veränderungen auf dieser Ebene können oft nur inkrementell realisiert werden. Weiterführende Informationen können Sie in diesem Bericht der Ethik-Kommission über das automatisierte und vernetzte Fahren nachlesen oder auf dieser Seite der Europäischen Union.
Auf der rechtlichen Ebene sind Regeln nach umfassender Abwägung der unterschiedlichen Interessen und Risiken in Gesetzen gegossen und bilden damit einen verlässlichen Rahmen für kurz- und mittelfristige wirtschaftliche Entscheidungen bei Herstellern, Mobilitätsanbietern oder Kommunen. Die festgelegten Regelungen wie etwa im Mobilitätsdatengesetz müssen dabei allgemeine Anwendbarkeit finden, also nach nachvollziehbaren Kriterien gestalten sein, die auf verschiedene Fälle anwendbar sind. Aufgrund der weitreichenden Berücksichtigung in Gesetzen sind diese oft leicht zu verändern. Nichtsdestotrotz sollten rechtliche Bedingungen, z. B. in der Verordnung zum autonomen Fahren (AFGBV) vor dem Hintergrund technologischer Entwicklungen kontinuierlich evaluiert werden. Die Teilnehmenden des Stammtischs nahmen auf dieser Ebene sowie auf der ökonomischen Ebene die aktuell größten Herausforderungen wahr.
Auf der ökonomischen Ebene geht es um die Gegenüberstellung von Kosten zu Nutzen. Kurzfristige wie langfristige Möglichkeiten und Herausforderungen müssen von allen wirtschaftlichen Akteuren in der Wertschöpfungskette vom Hersteller, Service Provider, Kommunen sowie Kunden beantwortet werden.
Auf der individuellen Ebene spielt das Verhalten der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmenden im Zusammenhang mit ihrem selbst gewählten Verkehrsmittel im Verhältnis zum Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer die wesentliche Rolle. Eine der zentralen Herausforderungen etwa in der Verkehrsplanung ist es, das intuitives Verständnis der Nutzenden zu ermitteln. Im Erfolgsfall können zum Beispiel die rechtzeitige Warnung vor Gefahrenstellen, intelligente Routenvorschläge oder die Priorisierung basierend auf bedarfsgerechter Schaltung von Lichtsignalanlagen realisiert werden, was zur Erhöhung der Sicherheit und Effizienz im Verkehr sowie der Attraktivität von Zufußgehen und Radfahren beitragen kann.
Auf technologischer Ebene müssen alle Anforderungen, die sich aus allen Ebenen ergeben, durch geeignete Lösungen und Methoden erfüllt werden. Technologische Entwicklungen können aber auch Veränderungen auf anderen Ebenen anstoßen. Es gibt beispielsweise Bemühungen um einheitliche C-ITS Standards wie ETSI ITS-Nachrichten und die Technologien ITS-G5 und C-V2X.
Den vollständige Marktbeobachtungsbericht, der sich neben den fünf Ebenen der Herausforderungen noch intensiv mit Technologien und Standardisierung auseinandersetzt sowie einen Überblick über Stakeholder, realisierte Anwendungen und Forschungsprojekte gibt, finden sie hier: Marktbeobachtung_Vernetzung
Anschließend an die im 5-Ebenen Modell vorgestellten Herausforderungen diskutierten die Teilnehmenden des innocam.STAMMTISCHs, welche Anwendungsfelder bzw. Einsatzbereiche mittels V2X-Kommunikation das größte Potential zu erwarten haben. Benannt wurden die Funktionen des Autonomen Fahrens, der ÖPNV, Verkehrspriorisierung und Verkehrssicherheit in absteigender Reihenfolge.
Bei weiteren Themen gibt es hingegen noch Diskussionsbedarf. Durch das Mobilitätsdatengesetzt sollen Mobilitätsdaten frei zugänglich sein. Gleichzeitig besteht auch ein Bedarf, ökonomische Modelle aus frei zugänglichen Mobilitätsdaten zu realisieren. Neben einer solchen Umsetzung müssen auch noch Fragen zum Dateneigentum geklärt werden, etwa wer Dateninhaber in welchem Anwendungsfall ist (Hersteller vs. Inhaber). Offen ist weiterhin auch die Frage, ob sich in Bezug auf die Kommunikationstechnologie eine Entwicklungslinie durchsetzen wird. Standardisierungen in diesem Bereich würden beispielsweise die Einführung kommunaler C-ITS Verkehrssysteme erleichtern.
Diese und weitere offenen Fragen werden im Rahmen des Arbeitskreises Straße weiter beleuchtet. Zu den aktuellen Schwerpunkten zählen außerdem:
- Anforderungen automatisierter und vernetzter Mobilität an die bestehende Infrastruktur erarbeiten
- Austausch zu Herausforderungen auf dem Weg zur flächendeckenden Einführung automatisierter und vernetzter Mobilität ermöglichen
- Bewertung der Marktfähigkeit von Systemen des automatisierten Fahrens
- Identifikation von Potentialen zur Unfallvermeidung durch Assistenzsysteme bei Fahrrädern
- Übersetzung der Gesetzgebung zu konkreten technischen Anforderungen
Bei Interesse zur Teilnahme am Arbeitskreise Straße senden Sie Ihre Interessensbekundung jederzeit an info(at)innocam.nrw.