Um Gefahren frühzeitig zu erkennen, müssen autonom fahrende Autos das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer selbstständig einschätzen. Der Technologiekonzern ZF, die Technische Universität Dortmund und der Entwicklungsdienstleister INGgreen erforschen, wie maschinelles Lernen diese Vorhersagen optimiert.
Ein Fußgänger blickt auf die gegenüberliegende Straßenseite und richtet seine Aufmerksamkeit im nächsten Moment wieder auf sein Smartphone. Zeitgleich nähert sich mit hohem Tempo ein Radfahrer auf dem zwischen Bürgersteig und Fahrbahn angelegten Radweg. Eine typische Verkehrssituation in vielen Städten, bei der völlig offen ist, wie sie sich in den darauffolgenden Sekunden weiterentwickelt: Konzentriert sich der Fußgänger wieder auf sein Umfeld und bleibt auf dem Gehweg? Tritt er auf den Radweg, um die Straße zu überqueren? Kann der Radfahrer in diesem Fall noch bremsen? Oder weicht er auf die Fahrbahn aus, auf der zeitgleich Autos unterwegs sind?
Wechselwirkung von Verkehrsteilnehmern macht Erfassung komplex
Es ist diese Vielzahl an Möglichkeiten im Straßenverkehr, die die Entwicklung des autonomen Fahrens so anspruchsvoll und so vielschichtig macht, denn autonom fahrende Autos müssen die Komplexität solcher Situationen erkennen, einschätzen und aus diesen Einschätzungen die richtigen Schlüsse ziehen. Notwendig wird dies bereits von automatisierten Fahrfunktionen der Stufe 3 an, denn schon bei diesen Systemen ist es dem menschlichen Fahrer zeitweise erlaubt, seine Aufmerksamkeit vom Straßenverkehr abzuwenden und sich anderen Dingen zu widmen. Zehn Sekunden beträgt die Zeitspanne, innerhalb der der menschliche Fahrer die Kontrolle über sein Auto wieder sicher übernehmen können muss. Und in diesen Sekunden kann in der oben beschriebenen Situation viel passieren – Sekunden, in denen das Fahrzeug die entstehenden Situationen selbstständig bewältigen muss.