Aus unserem BLOG • Von Dominik Duda, RWTH Aachen University • Juli 2024
Arbeitskreis „Luft“ trifft sich erstmalig zur Diskussion über Luftraumintegration und sicheres Fliegen
Mitte Juni fand das erste Treffen des Arbeitskreises Luft erfolgreich statt. Anwesend waren Vertreter verschiedener Organisationen aus NRW, darunter die Karl Koerschulte GmbH, das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW, die Stadt Aachen, BHO Legal, Urban Ray GmbH, flyXdrive GmbH sowie das Institut für Regelungstechnik und das Institut für Flugsystemdynamik der RWTH Aachen. Diskutiert wurde die Zukunft der urbanen Luftmobilität in Bezug auf Luftraumintegration und sicheres Fliegen von unbemannten Luftfahrtsystemen (Unmanned Aerial Systems, kurz UAS) in der Region Nordrhein-Westfalen.
Nach einer kurzen Einordnung in das Gesamtprojekt innocam.NRW wurde die Veranstaltung durch zwei kurze Impulsvorträge eröffnet:
Die Karl Koerschulte GmbH stellte ihre Aktivitäten im Bereich des automatisierten Drohnentransports vor und gab einen Überblick zum Projekt Sustainable Intermodel Drone Delivery Airline (SIDDA). In diesem Projekt wird der Aufbau von hochautomatisierten, intermodalen Drohnennetzwerken durch den Einsatz von statischen und mobilen Micro-Hubs erforscht. Die Integration dieser Hubs in bestehende Verkehrsinfrastrukturen soll die Effizienz und Nachhaltigkeit des Drohnentransports verbessern. Das Projekt war eines von fünf Gewinner-Projekten, die in der ersten Runde des Innovationswettbewerbs NeueWege.IN.NRW überzeugten und nach erfolgreicher Antragstellung nun mit der Umsetzung ihrer Vorhaben starten können.
Die flyXdrive GmbH präsentierte ihre Erfahrungen aus einer 10.000 km BVLOS (Beyond Visual Line of Site) Flugkampagne über ganz Sachsen. Dabei ging sie vor allem auf die legalen Randbedingungen für den Flugbetrieb, sowie Maßnahmen für einen sicheren Flugbetrieb und die Luftraumintegration der Fluggeräte ein. Hierbei wurden insbesondere die Herausforderungen der rechtlichen Zulassung und Überwachung solcher Flüge betont. Lesen Sie mehr zu den Ergebnissen auf der Projektseite von FlyXdrive: Mehr dazu können Sie auf der Internetseite von flyXdrive nachlesen.
Relevante Themen für den Verkehrsträger Luft
Auf diesem Input aufbauend konnten relevante und aktuelle Kernthemen für den Verkehrsträger Luft mithilfe eines Brainstormings identifiziert werden. Diese wurden nach ihrem Bezug zu Luftraumintegration und sicherem Fliegen aufgeteilt und konnten von den Teilnehmern mit roten Punkten nach Relevanz bewertet werden.
Im Themenfeld Luftraumintegration wurden vor allem folgende Bereiche genannt:
- Rechtlich verbindliche Datenquellen für Karten: Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die sichere Integration von UAS in den Luftraum ist die Verfügbarkeit von rechtlich verbindlichen und aktuellen Datenquellen für Karten. Diese Datenquellen müssen regelmäßig aktualisiert werden, um die Sicherheit und Effizienz des Flugbetriebs zu gewährleisten. Kartenmaterial, das präzise Flugkorridore, Hindernisse und Luftraumrestriktionen abbildet, ist essenziell für die Planung und Durchführung von Flügen.
- Sichtbarkeit und Vernetzung aller Flugsysteme untereinander: Um Kollisionen und andere Gefahren zu vermeiden, müssen alle Flugsysteme, sowohl bemannt als auch unbemannt, jederzeit sichtbar und miteinander vernetzt sein. Dies erfordert den Einsatz von Technologien wie ADS-B (Automatic Dependent Surveillance-Broadcast) und die Entwicklung eines umfassenden U-Space-Systems.
- U-Space: U-Space ist ein Konzept der europäischen Union für ein digitales und automatisiertes Luftraummanagement, das die sichere und effiziente Integration von Drohnen in den Luftraum ermöglicht. Es umfasst dabei verschiedene Dienstleistungen, die den sicheren Betrieb von Drohnen in städtischen Gebieten ermöglichen sollen. Dazu gehören Flugverkehrsinformationen, Flugautorisierungen, dynamisches Geofencing und Flugplanung. Durch die Implementierung von U-Space können Drohnenoperationen besser überwacht und koordiniert werden, was zur Erhöhung der Sicherheit und Effizienz im urbanen Luftraum beiträgt.
Sicheres Fliegen, das zweite Themenfeld, umfasste die folgenden Punkte:
- Zertifizierung: Eine standardisierte Zertifizierung für Drohnen und deren Betreiber ist entscheidend, um hohe Sicherheitsstandards zu gewährleisten. Diese Zertifizierungen müssen sowohl die technischen Anforderungen an die Drohnen umfassen als auch den Automatisierungsgrad und die Qualifikation der Betreiber definieren. Eine enge Zusammenarbeit mit den Luftfahrtbehörden ist notwendig, um klare und einheitliche Zertifizierungsprozesse zu entwickeln.
- Aufklärung der Bevölkerung: Die Akzeptanz und das Vertrauen der Bevölkerung sind grundlegende Voraussetzungen für den Erfolg urbaner Luftmobilität. Um Bedenken und Widerstände zu minimieren, ist eine umfassende Aufklärung der Bevölkerung notwendig. Informationskampagnen sollten die Vorteile und Sicherheitsmaßnahmen von Drohneneinsätzen transparent darstellen und aktiv den Dialog mit den Bürgern suchen.
- Infrastruktur für Sicherheitslandepunkte: Ein weiterer zentraler Aspekt für den sicheren Flugbetrieb ist die Definition und Einrichtung von Sicherheitslandepunkten. Diese speziellen Landepunkte sollten strategisch in urbanen Gebieten verteilt sein, um im Falle von technischen Problemen oder Notfällen eine sichere Landung zu gewährleisten. Die Planung und Implementierung dieser Infrastruktur erfordert eine enge Zusammenarbeit mit städtischen Planungsbehörden und anderen relevanten Akteuren.
In der anschließenden Diskussionsrunde wurden besonders zwei Themen ausführlicher betrachtet: Erstens die Einbindung der Bevölkerung in Projekte und Vorhaben und zweitens die Nutzung von Datenquellen für digitale Karten. Das zweite Thema bezog sich hauptsächlich auf den Betrieb und die Genehmigung von Flügen außerhalb der Sichtweite (Beyond Visual Line Of Sight, kurz BVLOS).
In der Diskussion wurden konkrete nächste Schritte identifiziert, die innerhalb des Arbeitskreises weiter erarbeitet werden sollen. Im Nachgang an den Termin wurde dafür eine Plattform zum weiteren Austausch erstellt, die es auch ermöglicht erarbeitete Ergebnisse zu teilen. Das nächste Treffen findet am 28.11.2024 in Köln statt. Dort sollen dann die bis dahin weiterausgearbeiteten Ansätze zur Einbindung der Bevölkerung und der Nutzung von Datenquellen für digitale Karten vertieft werden. Die während des Brainstormings gesammelten, aber noch nicht vertieften, Themen werden bei diesem Treffen ebenfalls neu aufgegriffen.
Die Veranstaltung hat gezeigt, dass der Arbeitskreis Luft gezielte Schritte unternimmt, um die urbanen Luftmobilitätslösungen in NRW voranzutreiben. Der Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren ist dabei entscheidend, um die Herausforderungen der Luftraumintegration und des sicheren Fliegens zu bewältigen. Mit den identifizierten Schwerpunkten und den geplanten nächsten Schritten ist eine solide Grundlage für die weitere Entwicklung gelegt worden.
Sind Sie in der Luftfahrt, im Drohnenbetrieb oder verwandten Bereichen aktiv oder interessieren sich für die automatisierte und vernetzte Mobilität in der Luft? Dann sprechen Sie uns unter info@innocam.nrw an, wir freuen uns auf weitere Mitglieder im Arbeitskreis Luft!