RABus-Shuttle (© ZF Friedrichshafen AG)

Aus unserem BLOG • Von Dr.-Ing. Ulrike Weinrich, FKFS | Research Institute for Automotive Engineering and Powertrain Systems Stuttgart • Februar 2024

Das Projekt RABus: Automatisierte Shuttles in Friedrichshafen

Seit dem 20. Januar 2025 sind die autonomen Shuttles des Projekts RABus wieder in Friedrichshafen unterwegs. Das Forschungsprojekt untersucht, wie hochautomatisierte Fahrzeuge sicher und effizient in den öffentlichen Nahverkehr integriert werden können – und adressiert dabei technische, rechtliche und gesellschaftliche Herausforderungen.

Das Projekt RABus, kurz für „Reallabor für den Automatisierten Busbetrieb im ÖPNV in der Stadt und auf dem Land“, erprobt den Einsatz von hochautomatisierten Shuttles im öffentlichen Personennahverkehr mit dem Ziel, die Integration in den Regelverkehr möglich zu machen. Sowohl städtische als auch ländliche Gebiete werden untersucht, um die Anforderungen und Potenziale automatisierter Fahrzeuge unter verschiedenen Bedingungen zu verstehen. Eine Kernanforderung besteht darin, dass die Shuttles im regulären Verkehr „mitschwimmen“ können.

Das Bild zeigt die Route des automatisierten Shuttles in Friedrichshafen
Routen des Shuttles in Friedrichshafen (links)
Das Bild zeigt die Route des automatisierten Shuttles in Mannheim
und Mannheim (rechts) (© RABus)

In Friedrichshafen verbindet die Route der automatisierten Shuttles das Klinikum mit dem ZF-Forum, der Konzernzentrale des Konsortialpartners und Automobilzulieferers ZF. Die Fahrzeuge fahren innerorts mit bis zu 40 km/h und sollen auf der Überlandstrecke Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h erreichen. In Mannheim verkehrten die Shuttles von Oktober bis Dezember 2024 im Stadtteil Franklin, einem ehemaligen US-Militärwohngebiet. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit in dem neu entstehenden Stadtteil beträgt 30km/h, sodass sich die Shuttles gut in den Verkehr einfügen können.

Für das RABus-Projekt wurde von den Konsortialpartnern ein Shuttletyp gezielt weiterentwickelt, der den technischen Anforderungen im Mischverkehr gerecht wird. Dazu ist der Technologiekonzern ZF eine projektbezogene Partnerschaft mit dem Shuttle-Hersteller eVersum aus Österreich eingegangen. Für das Projekt wurden vier Elektro-Shuttles geliefert, die mit modernster Technik für das autonome Fahren (Autonomous Driving, kurz: AD) von ZF ausgestattet wurden. Zunächst erfolgt die Einzelbetriebserlaubnis für das SAE Level-0 Basisfahrzeug, gefolgt von der Zulassung der AD-Umfänge durch das KBA.

Innovation im ÖPNV durch automatisierte Shuttles

Die automatisierte und vernetzte Mobilität spielt eine Schlüsselrolle in der Verkehrswende. Automatisierte Shuttles besitzen das Potential den öffentlichen Nahverkehr effizienter, sicherer und umweltfreundlicher machen. Ihre Vernetzung mit der Verkehrsinfrastruktur, etwa Ampelanlagen, ermöglicht eine nahtlose Integration in bestehende Verkehrssysteme und sorgt für einen reibungslosen Betrieb. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Optimierung der Technologie ein und legen die Grundlage für ein wirtschaftlich tragfähiges Modell des automatisierten Busbetriebs.

Vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels wird die Automatisierung von Verkehrsmitteln inzwischen als Möglichkeit erkannt, um das Angebot im öffentlichen Nahverkehr nachhaltig zu sichern. Da es immer schwieriger wird, qualifiziertes Fahrpersonal zu finden, gewinnt automatisiertes Fahren an Bedeutung. Es kann dazu beitragen, Kapazitätsengpässe zu überwinden und flexibel auf die Anforderungen der Fahrgäste zu reagieren. So trägt die Technologie entscheidend dazu bei, den ÖPNV zukunftssicher und resilient zu gestalten.

Mehrwert für Forschung, Gesellschaft und Wirtschaft

Das Projekt RABus bringt zahlreiche Vorteile aus verschiedenen Perspektiven mit: Aus Sicht der Bevölkerung ermöglicht das Vorhaben, neue Gebiete an den ÖPNV anzubinden und den Zugang zu einer nachhaltigen Mobilität zu verbessern. Der direkte Kontakt mit automatisierten Shuttles fördert das Verständnis und die Akzeptanz in der Gesellschaft. So wird die Grundlage dafür geschaffen, solche Mobilitätslösungen langfristig in den Alltag zu integrieren. Für Verkehrsbetriebe bietet RABus die Chance, die Wirtschaftlichkeit und Zuverlässigkeit automatisierter Shuttles zu bewerten. Die im Projekt gesammelten Erfahrungen helfen, den Betrieb zu optimieren, Herausforderungen zu identifizieren und gezielt Lösungen zu entwickeln. Für die Politik liefert das Projekt Impulse, um die Mobilität der Zukunft nachhaltiger und effizienter zu gestalten. Gleichzeitig werden Herausforderungen wie die Genehmigungsprozesse und die Interpretation rechtlicher Vorgaben sichtbar, die derzeit die Umsetzung innovativer Mobilitätskonzepte erschweren. Wissenschaftlich bietet RABus wertvolle Daten für die Weiterentwicklung automatisierter Technologien sowie die Analyse von Akzeptanz und Verkehrsverhalten. Die Erkenntnisse fließen direkt in Forschungsprojekte, Promotionen und die Lehre ein, wodurch zukünftige Ingenieurinnen und Ingenieure für die Herausforderungen der automatisierten Mobilität ausgebildet werden. Für die Industrie eröffnet das Projekt Möglichkeiten, automatisierte Systeme unter realen Bedingungen zu testen und die funktionale Sicherheit weiter zu verbessern.

Herausforderungen und Lösungen

Die Einführung automatisierter Shuttles birgt aber auch zahlreiche Herausforderungen. Zu den zentralen Themen gehören die rechtlichen Rahmenbedingungen, die besondere Genehmigungen und die Anpassung bestehender Gesetze erfordern. In Deutschland ist seit Juli 2021 das Gesetz zum autonomen Fahren in Kraft, welches neben dem Betrieb von autonomen Fahrzeugen auf der Straße auch Haftungsfragen klärt. Darüber hinaus ist die technische Integration in bestehende Verkehrsinfrastrukturen, wie etwa das Befahren von Wohngebieten mit engen Straßen oder die Anbindung des Fahrzeugs an digitale Ampelanlagen, von großer Bedeutung.

Zulassungsprozess im RABus-Prozess (Erprobungsgenehmigung nach § 1i StVG i.V.m. § 16 AFGBV) © ZF Friedrichshafen AG

Im Projekt RABus wurde bisher deutlich, dass der erfolgreiche Einsatz autonomer Fahrzeuge weit über die bloße technische Machbarkeit hinausgeht. Eine frühzeitige Integration in die städtische Verkehrsplanung sowie eine enge Zusammenarbeit mit kommunalen Behörden sind essenziell, um auch die infrastrukturellen und rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen. Dies betrifft unter anderem die Planung von Haltestellen, die Ladeinfrastruktur und die Anpassung von Verkehrsführungen. Besonders komplexe Verkehrssituationen wie Kreisverkehre oder mehrspurige Kreuzungen erforderten im Projektverlauf gezielte Routenanpassungen und infrastrukturelle Maßnahmen wie beispielsweise das Aufstellen von temporären Ampelanlagen, um den sicheren Betrieb der Shuttles zu gewährleisten.

Projektförderung und Partner

RABus wird mit 15,8 Millionen Euro vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg gefördert und ist Teil des Strategiedialogs Automobilwirtschaft Baden-Württemberg. Das Projekt wird von einem starken Konsortium getragen, zu dem das Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart, die Stadtverkehr Friedrichshafen GmbH, die Regionalverkehr Alb-Bodensee GmbH, die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH, das Institut für Verkehrswesen am Karlsruher Institut für Technologie sowie die ZF Friedrichshafen AG gehören.  

Projektbeteiligte: RABus-Konsortium und Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg (© RABus | Fotograf: Erich Kästle)

Ausblick

Im Rahmen der Abschlussveranstaltung am 23. November 2024 gab Verkehrsminister Winfried Hermann bekannt, dass das Projekt RABus um weitere sechs Monate verlängert wird. Somit werden die Shuttles bis Ende Juni 2025 weiter im regulären Verkehr in Friedrichshafen eingesetzt, um zusätzliche Erkenntnisse für den zukünftigen Einsatz automatisierter Fahrzeuge im öffentlichen Nahverkehr – gerade im Hinblick auf die Stadt-Land-Anbindung – zu gewinnen. Die verlängerte Projektlaufzeit wird die technische Entwicklung weiter vorantreiben und zusätzliche Testmöglichkeiten schaffen.

Sie möchten die automatisierten Shuttles im realen Einsatz in Friedrichshafen erleben? Dann registrieren Sie sich über die Homepage: www.projekt-rabus.de. Eine Mitfahrt kann nach erfolgreicher Registrierung über das Buchungsportal reserviert werden – gerne auch mehrfach.

Für Fragen können Sie uns gerne per E-Mail unter webmaster@projekt-rabus.de.de kontaktieren.