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Erkenntnisse aus dem Webinar „Integration of Passenger and Freight Transport“

Aus unserem BLOG • Von Nadine Teusler, innocam.NRW • Juni 2025

Die Alliance for Logistics Innovation through Collaboration in Europe (ALICE) lud am 23.05.2025 zur Onlineveranstaltung „Integration of Passenger and Freight Transport – Unlocking Synergies: Combining Passenger and Freight Transport for Sustainable Urban Mobility“ ein. Die Veranstaltung griff das Thema städtische Logistik auf und beleuchtete Lösungsansätze zur Integration von Personen- und Güterverkehr. Dies stellt einen wichtigen Ansatz dar, um Verkehrswege effizienter, umweltfreundlicher und nachhaltiger zu gestalten.

Zu den Chancen des kombinierten Personen- und Güterverkehrs zählen:

  • Effizienzsteigerung: Durch die gemeinsame Nutzung von Infrastruktur und Ressourcen können Transporte schneller, nachhaltiger und effizienter abgewickelt werden. Das spart Zeit und Geld für Unternehmen und die Gesellschaft.
  • Umweltfreundlichkeit: Eine bessere Abstimmung reduziert den Verkehr auf den Straßen, was zu weniger Staus, geringeren Emissionen und einer geringeren Umweltbelastung führt.
  • Entlastung der Infrastruktur: Wenn Personen- und Güterverkehr besser integriert sind, werden Verkehrswege weniger belastet, was die Infrastruktur schont, und Wartungsaufwand verringert.
  • Nachhaltigkeit: Weniger Emissionen und Ressourcenverbrauch.
  • Wirtschaftlichkeit: Kosteneinsparungen durch gemeinsame Nutzung von Infrastruktur und Logistik.
  • Reduzierung des Verkehrsaufkommens: Weniger Staus und Verkehrsbelastung.

Über 80 Teilnehmende aus ganz Europa informierten sich über beispielhaft ausgewählte und durch Horizont Europa geförderte Projekte.

DELPHI – Anwendungsfall Madrid

Rafael Villa Martínez von der Metro de Madrid stellte vor, wie das städtische U-Bahn-Netz für die Zustellung von Paketen auf der letzten Meile angepasst werden kann. Das Projekt DELPHI, feDerated nEtwork of pLatforms for Passenger and freigHt Intermodality, beschäftigt sich mit innovativen Geschäftsmodellen für die Ko-Modalität und beleuchtet Rahmenbedingungen, die notwendig sind, um den Transfer des Güterverkehrs in bestehende öffentliche Verkehrsinfrastruktur zu ermöglichen.

URBANE – Anwendungsfall Karlsruhe

Im Vortrag von Thomas Benz von AE-Network stand der Fokus auf einer robotergestützten Zustellung mit Straßenbahnen. Im Projekt URBANE, Upscaling Innovative Green Urban Logistics Solutions steht, wird untersucht, wie automatisierte Lieferfahrzeuge (ADVs) in Kombination mit öffentlichen Verkehrsnetzen die Logistik auf der letzten Meile in Städten verbessern können.

ULTIMO – Autonome städtische Logistik

Das Projekt ULTIMO, vorgestellt von Olivier Starkenmann (OVO Logistique Urbaine), präsentierte einen weiteren Ansatz der Integration von Personen- und Güterverkehr. ULTIMO konzentriert sich auf gemeinsam genutzte autonome Shuttles, die sowohl Güter als auch Personen befördern können. In Genf, Oslo und Herford sollen die autonomen Fahrzeuge für Bedarfsverkehre und logistische Dienstleistungen in den Regelbetrieb gebracht werden. Das Projekt strebt einen ganzheitlichen Einsatz an, der alle Elemente in einem sektorübergreifenden Geschäftsumfeld berücksichtigt und so eine nachhaltigere, zugänglichere und integrativere Mobilität schaffen könnte. Die ersten Fahrten in Herford sind im März 2025 gestartet.

Ergänzend zu den Projektvorstellungen präsentierte Johan Leveque von der La Poste-Gruppe ein Pilotprojekt aus Straßbourg, in welchem die Straßenbahn außerhalb der Hauptverkehrszeiten für die Paketzustellung genutzt wird. Diese Initiative zeigte das Potenzial ungenutzter städtischer Verkehrskapazitäten und die Bedeutung der regulatorischen Anpassung und der Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden.

Diskussionspunkte

Einigkeit bei den Referierenden herrschte darüber, dass die integrierten Lösungsansätze zur Entlastung des Verkehrs in Städten beitragen können und auch Kohlendioxidemissionen erheblich verringert werden können. Bereits abgeschlossene bzw. noch laufende Pilotprojekte unterstrichen dieses Potential. Zur Entfaltung sind eine politische Unterstützung, eine sektorübergreifende Zusammenarbeit und ganzheitliche Planung, aber auch die frühzeitige Einbindung und damit einhergehende Akzeptanzuntersuchungen eine wichtige Basis für eine erfolgreiche Umsetzung.

Die Kombination von öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV) und Güterverkehr ist in Deutschland durch verschiedene gesetzliche Rahmenbedingungen reguliert. Ein zentrales Gesetz ist das Personenbeförderungsgesetz (PBefG), das primär den Transport von Personen regelt und bestimmte Einschränkungen für die Integration von Gütertransporten vorsieht.

Ein Arbeitstreffen des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen für den Gütertransport im ÖPNV befasst. Dabei wurden verschiedene gesetzliche Regelungen identifiziert, die eine solche Kombination erschweren, darunter die

  • Straßenbahn-Bau- und Betriebsordnung (BOStrab),
  • Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO),
  • Betriebsordnungen für Anschlussbahnen (BOA) sowie die
  • Fahrzeugzulassungen.

In Deutschland gibt es auch Initiativen wie das Projekt LogIKTram in Karlsruhe, das sich mit der Entwicklung eines Logistikkonzepts für den Stadtbahn-basierten Gütertransport beschäftigt.

Im Rahmen der Diskussion wurde die Notwendigkeit hervorgehoben, regulatorische Flexibilität zur Unterstützung der Ko-Modalität zuzulassen. Darüber hinaus lagen die größten Herausforderungen in allen vorgestellten Projekten bei der Herbeiführung einer Kompatibilität der Infrastruktur, den Sicherheitsstandards und der Zeitplanung bei der Integration von Personen- und Güterverkehr. Weitere Potentiale bei der Umsetzung in reale Szenarien sehen die Beteiligten durch die Realisierung von öffentlich-privaten Partnerschaften und die zwingende Integration einer datengesteuerten Logistikplanung.

Sie finden Videoaufzeichnungen der Vorträge sowie deren Präsentationsfolien auf der Veranstaltungsseite des Webinars.

Rahmeninformationen zu ALICE

Die Europäische Technologieplattform ALICE wurde eingerichtet, um eine umfassende, branchenführende Strategie für Forschung, Innovation und Markteinführung im Bereich Logistik und Lieferkettenmanagement in Europa zu entwickeln und umzusetzen. Führende Experten und Unternehmen, die Innovationen in der Lieferkette und Logistik umsetzen, bilden ALICE mit dem Ziel, den Übergang zu einem emissionsfreien Transport- und Logistikbetrieb zu beschleunigen. Zu diesem Zweck ist eine interdisziplinäre und auf mehrere Interessengruppen ausgerichtete kollaborative Innovation erforderlich. ALICE unterstützt, hilft und berät die Europäische Kommission bei der Umsetzung der EU-Forschungsprogramme.


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