Foto: Lukas Zanger

Aus unserem BLOG • Von Lukas Zanger, RWTH Aachen University • Juni 2024

Erstes Treffen des Arbeitskreises „Straße“ im Rahmen von innocam.NRW

Am Dienstag, den 11.06.2024, hat der erste Workshop des Arbeitskreises Straße in Aachen stattgefunden. Teilnehmende des Workshops waren Vertreterinnen und Vertreter aus Industrie, Wissenschaft und Gesellschaft. Neben ausgewählten Impulsvorträgen und Diskussionen in Kleingruppen wurde Raum für den Austausch und das Netzwerken zwischen den Akteuren geboten. Thematisch standen Hürden und mögliche Lösungsansätze in der automatisierten Mobilität in Deutschland und speziell in NRW im Vordergrund. Hürden und Lösungsansätze wurden anhand der Ebenen Recht, Technik, Ökonomie und Gesellschaft diskutiert. Ziel des Workshops war es, gemeinsam mit den Teilnehmenden inhaltliche Schwerpunkte für kommende Workshops zu identifizieren.

Der Workshop startete mit drei Impulsvorträgen von Akteuren aus dem Netzwerk. Timo Woopen vom Institut für Kraftfahrzeuge (ika) der RWTH Aachen University präsentierte zunächst AUTOtech.agil, ein Forschungsprojekt, das sich zum Ziel gesetzt hat, das Mobilitätssystem der Zukunft inklusive verschiedener Mobilitätskonzepte zu erforschen. In dem Projekt werden unter anderem Konzepte barrierefreier Mobilität, die Berücksichtigung vulnerabler Verkehrsteilnehmer sowie die Einbindung effizienter Paketauslieferungsdienste berücksichtigt. Im zweiten Impulsvortrag thematisierte Walter Dasch von der TESACO GmbH die Existenz zulassungsrechtlicher Hürden, die unter anderem dafür sorgen, dass sich ein Regelbetrieb kleinerer automatisierter Fahrzeuge, wie z.B. Lieferroboter, aktuell schwer realisieren lässt. Im dritten Impulsvortrag stellte Sören Rahmann NeMo.bil vor. Dabei handelt es sich um ein Forschungsprojekt, in dem ein Konzept automatisierter Mobilität erforscht wird, welches das Ziel verfolgt, ländliche Gebiete im Rahmen von ÖPNV effizient an größere Städte anzubinden.

Die Whiteboards wurden aktiv für die Diskussion genutzt. Bild: Lukas Zanger

Im Anschluss an die Impulsvorträge starteten Diskussionen in Kleingruppen von ca. fünf bis sechs Teilnehmenden. Insgesamt gab es drei Whiteboards, an denen die Kleingruppen rotierend nacheinander diskutieren konnten. Es ging jeweils darum, Hürden und mögliche Lösungsansätze automatisierter und vernetzter Mobilität (AVM) auf der Straße anhand von verschiedenen Ebenen zu sammeln. Beim ersten Whiteboard ging es um die Ebenen Gesellschaft und Ökonomie. Es stellte sich heraus, dass die Frage nach Geschäftsmodellen im Rahmen von AVM eine hohe Priorität genießt. Welche Geschäftsmodelle ergeben sich für Hersteller, für Betreiber und für die Gesellschaft? Es ergibt sich dabei möglicherweise ein Spannungsfeld zwischen der Industrie mit Profit interessierten Unternehmen auf der einen Seite und Institutionen, die der Gesellschaft einen erschwinglichen ÖPNV ermöglichen müssen, auf der anderen Seite. Aufgrund des hohen Interesses bei den Teilnehmenden könnte die Frage nach Geschäfts- und Kostenmodellen von AVM ein Thema eines der folgenden Workshops werden.

Beim zweiten Whiteboard stand die Ebene Recht im Vordergrund. Ein Thema, welches in diesem Themengebiet großes Interesse genoss, waren rechtliche Fragen in Bezug auf Einrichtungen der technischen Aufsicht. Laut des in Kraft getretenen Gesetzes zum autonomen Fahren (AFGBV) ist eine solche technische Aufsicht als menschliche Rückfallebene vorgeschrieben. In den Diskussionen kamen Fragen nach Datenschutzkonzepten für Daten wie Kamerabildern aus dem öffentlichen Raum auf, die unter anderem für die Freigabe von Fahrmanövern durch die technische Aufsicht benötigt werden. Außerdem wurde die Frage nach technischen Anforderungen gestellt, die sich laut AFGBV an solche Einrichtungen der technischen Aufsicht ergeben. An dieser Stelle könnten Pilotprojekt (die es möglicherweise bereits gibt) Abhilfe schaffen, um die Arbeitsweise solcher Einrichtungen zu demonstrieren.

Das dritte Whiteboard thematisierte Hürden von AVM auf der technischen Ebene. Dort stellte sich die Bereitstellung und Nutzung von Daten in AVM als ein zentrales Thema heraus, welches die Teilnehmenden interessierte. In dem Themengebiet ergeben sich zahlreiche Hürden. Zum Beispiel besteht ein Bedarf an standardisierten Schnittstellen zur Bereitstellung von Daten auf Landes- und Kommunalebene. Teil der Lösung könnte die Umsetzung der Anforderungen aus dem geplanten Mobilitätsdatengesetz oder Vorhaben wie die NRW.Mobidrom GmbH sein. Hohe Anforderungen an Kommunen zur Bereitstellung von Daten sowie die teils stark variierende Qualität der zur Verfügung gestellten Daten (z.B. ungenaue Positionen von statischen Verkehrsschildern oder Lichtsignalanlagen) stellen weitere Hürden in diesem Zusammenhang dar. Hürden und Lösungen, die die Bereitstellung und Nutzung von Daten in AVM thematisieren, inklusive eines Vortrags über das Mobilitätsdatengesetz könnten Themen für einen weiteren Workshop bilden.

Zum Schluss wurde gemeinsam mit den Teilnehmenden eine Priorisierung der genannten Themen vorgenommen, um inhaltliche Schwerpunkte für kommende Workshops zu setzen. Fragen nach zukünftigen Geschäftsmodellen von AVM sowie Hürden und Lösungen bei der Bereitstellung und Nutzung von Daten für AVM stießen auf großes Interesse. Diese beiden Themengebiete könnten somit die Grundlage für zwei weitere Workshops in diesem Jahr sein. Der nächste Workshop ist im September geplant. Der dritte Workshop folgt dann voraussichtlich Ende November. Die genauen Termine werden zeitnah mitgeteilt. Alles in allem waren wir von der Diskussionsbereitschaft und dem Input der Teilnehmenden begeistert und freuen uns auf die beiden weiteren Workshops im Jahr 2024.

Sie möchten sich ebenfalls aktiv im Arbeitskreis Straße einbringen und mitdiskutieren? Dann sprechen Sie uns unter info@innocam.nrw gerne an!