Erstes innocam.THEMENFORUM vor Ort –
Logistik im Kontext der automatisierten und vernetzten Mobilität
Fast jedes Gut unseres alltäglichen Lebens hat bereits eine längere Reise hinter sich gebracht, bevor es auf der Baustelle, im Supermarktregal oder bei den Konsument:innen zu Hause ankommt. Den komplexen Weg der Güter können dabei nicht nur intelligente und automatisierte Transportmittel wie Binnenschiffe und Lastkraftwagen, sondern auch vernetzte Verkehrsinfrastruktur und intelligentes Verkehrsmangement unterstützen.
Im ersten innocam.THEMENFORUM am 15. September 2022 von 10 bis 16 Uhr präsentierten Expert:innen innovative Projekte und Forschungsansätze der Logistik im Kontext der automatisierten und vernetzten Mobilität und stellten konkrete Anwendungsfälle vor. Vom automatisierten Güterumschlag über autonom fahrende Lkw bis hin zur automatisierten Mikrologistik in der Stadt – die Vortragenden bringen Perspektiven auf die unterschiedlichen Verkehrsträger Wasser, Schiene und Straße mit. Das innocam.THEMENFORUM fand als Präsenzevent vor Ort im startport in Duisburg statt.
Der Auftakt: Automatisierter Umschlag und Logistikverkehr
Nach der Begrüßung der Fachgäste und einem Impulsvortrag zum Thema Logistik in der automatisierten und vernetzten Mobilität durch den innocam.NRW Projektleiter Marcel Sonntag, eröffnete Cyril Alias vom DST – Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme e. V. mit seinem Beitrag den Themenblock zum automatisierten Umschlag und Logistikverkehr. Hier betonte er insbesondere die Vorzüge der Stadt Duisburg, die den größten Binnenhafen Europas beheimatet, als idealen Forschungsstandort zum Thema Hafenlogistik und stellte das Versuchszentrum für innovative Hafen- und Umschlagtechnologien „HaFoLa“ vor. Anna Maelicke von der Deutschen Bahn berichtete im Anschluss vom Projekt „ANITA – autonome Innovation im Terminalablauf“, in dem sich vollautomatisierte Lkw selbstständig in einem Container-Depot bewegen und so den Container-Umschlag schneller und flexibler gestalten. Im Projekt SAFE20, das Maximilian Schellert vom Dortmunder Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML vorgestellt wurde, wird ein Sicherheitskonzept für den Regelbetrieb von automatisierten Fahrzeugen auf Betriebshöfen entwickelt, wobei eine Geschwindigkeit von 20 km/h im Mischbetrieb ermöglicht werden soll. Zusammenfassend gab Dr. Michael Frey vom Institut für Fahrzeugsystemtechnik des Karlsruher Instituts für Technologie einen Überblick über den Entwicklungsstand automatisierter Verkehrsmittel im Logistikverkehr und gab interessante Einblicke in Beispielprojekte und -fahrzeuge und rundete damit die Vorträge zum automatisierten Umschlag und Logistikverkehr ab.
In der folgenden Gesprächsrunde tauschten sich die vier Referent:innen und die Akteure aus dem Publikum angeregt aus und beleuchteten insbesondere die mögliche Nutzung von Synergien und Grundlagenerkenntnissen zwischen verschiedenen Verkehrsträgern.
Am Nachmittag im Fokus: Automatisierte Last Mile Logistik
Am Nachmittag der Veranstaltung widmeten sich die drei Vorträge ganz den automatisierten Last Mile Lösungen für den Warentransport. Sowohl in den Vorträgen als auch der sehr angeregten Diskussionsrunde brachten die Experten unterschiedliche Lösungsansätze und Erfahrungen mit ein. Fabian Kober vom Start-Up Ducktrain präsentierte einen skalierbaren Ansatz, der durch einen nach und nach erhöhten Automatisierungsgrad nachhaltigen Transport im urbanen und ländlichen Raum etablieren soll. Wie auch beim LastMileCityLab aus Bruchsal, das von Thomas Anderer vom efeuCampus Bruchsal vorgestellt wurde, soll in beiden Ansätzen aktiv mit Lösungen vorangegangen werden, die schon heute einen Mehrwert für Anwohner und Nutzer darstellen. Die Diskutant:innen waren sich auch einig darin, dass ein Realbetrieb mit greifbaren Vorteilen die weitere Entwicklung und Forschung positiv beeinflusst. Pia Dautzenberg vom Institut für Kraftfahrzeuge der RWTH Aachen University, die aus psychologischer Sicht die Akzeptanz von Lieferrobotern im Projekt UrbANT erforscht, präsentierte dazu relevante Daten. Sie hob unter anderem hervor, dass die positive Akzeptanz von automatisierten Lieferfahrzeugen besonders bei Gütern hoch ist, die bereits heute schon geliefert werden, wie Essen und Pakete. Somit ist es für die Zukunft der automatisierten Gütermobilität zielführend, greifbare und positive Anwendungsfälle zu demonstrieren.
Akteure aus dem Publikum steuerten weitere Ideen und Problemstellungen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen und unternehmerischen Perspektiven bei, von Logistikverbänden hin zu Immobilienunternehmen. Bemerkenswert war dabei, dass Einigkeit darüber bestand, dass man der Problematik von Lieferfahrzeugen überlasteter Innenstädte oder vernachlässigter ländlicher Räume immer im Kontext einer Gesamtmobilität begegnen muss, um zukunftsfähig zu bleiben. Dieser Gesamtblick muss von den verschiedenen Expertenperspektiven begleitet und politisch kommuniziert werden.
Insgesamt waren sich die Fachgäste schnell einig, dass in der Automatisierung der Gütermobilität verkehrsträgerübergreifend schon viel sehr in Bewegung ist, es jedoch noch weiterer Entwicklungsanstrengungen bedarf, wenn es gilt, diese mittel- und langfristig zukunftsfähig zu machen.
Wir sagen Danke!
Das innocam.NRW-Team möchte sich an dieser Stelle nochmals herzlich bei allen Vortragenden und Teilnehmer:innen für die Impulse bedanken, die sie in erkenntnisreichen Vorträgen und in anregenden Beiträgen insbesondere in den Gesprächsrunden für das Thema eingebracht haben. Gern nehmen wir die Anregung auf, dass wir auch auf kommenden Präsenz-Veranstaltungen wieder großen Wert auf ausreichend Gelegenheit zum persönlichen und fachlichen Austausch legen.
Sie konnten leider nicht persönlich teilnnehmen? Auf Wunsch lassen wir Ihnen gern die freigegebenen Vortragsfolien zukommen (E-Mail-Anfrage an info@innocam.nrw).
Die Logistik im Kontext der AVM aus Sicht unserer Expert*innen:
Programm
Ab 9:30 | Registrierung und Kennenlernen |
10:00 | Begrüßung und Übersichtsvortrag |
Marcel Sonntag, Projektkoordinator innocam.NRW | |
10:20 | HaFoLa – Versuchszentrum für innovative Hafen- und Umschlagtechnologien |
Cyril Alias, Projektleiter, DST – Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme e. V. | |
10:45 | ANITA – autonome Innovation im Terminalablauf |
Anna Maelicke, Konzernentwicklung Deutsche Bahn | |
11:10 | Kaffeepause |
11:15 | Projektvorstellung SAFE20 |
Maximilian Schellert, Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML | |
11:40 | Automatisiert vom Lager in die Stadt – Entwicklungsstand automatisierter Verkehrsmittel im Logistikverkehr |
Dr.-Ing. Michael Frey, stellv. Institutsleiter, Institut für Fahrzeugsystemtechnik, Karlsruher Institut für Technologie | |
12:05 | Gemeinsames Q & A und Gesprächsrunde |
Moderation: Michaela Wacker, Innovationsmanagerin innocam.NRW | |
12:35 – 13:30 | Mittagspause |
12:35 | Mittagspause |
13:30 | SULEICA – Der Ducktrain für die nachhaltige und effiziente letzte Meile |
Fabian Kober, Ducktrain, DroidDrive GmbH | |
13:55 | Das LastMileCityLab |
Thomas Anderer, CEO efeuCampus Innovationszentrum Bruchsal GmbH | |
14:20 | UrbANT – Nutzerakzeptanz bei Lieferrobotern |
Pia Dautzenberg, Institut für Kraftfahrzeuge, RWTH Aachen | |
14:45 | Gemeinsames Q & A und Gesprächsrunde |
Moderation: Christian Koch, Netzwerkmanager innocam.NRW | |
15:15 – 16:00 | Networking |
Wir laden alle Teilnehmer:innen, Vortragende und Moderator:innen ein, bei Snacks und Getränken in den individuellen Austausch zu gehen, Lösungsansätze zu diskutieren und die Fragestellungen der Diskussionsrunden weiterzudenken.