Aus unserem BLOG • Von Celine Kretschmer, Institut für Kraftfahrzeuge, RWTH Aachen University • April 2023

UNICARagil – Was braucht es, um automatisiertes Fahren Realität werden zu lassen?

Im deutschlandweit einzigartigen Leuchtturmprojekt UNICARagil haben sich die führenden deutschen Hochschulen im Bereich des automatisierten Fahrens mit ausgewählten Spezialisten aus der Industrie zusammengeschlossen: Acht Universitäten arbeiten Hand in Hand mit neun Industriepartnern daran, den disruptiven Anforderungen des automatisierten Fahrens konsequent und ohne „Altlasten“ zu begegnen, um eine tragfähige Basis für die Mobilität der Zukunft zu entwickeln.

Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Forschungsschwerpunkt „Disruptive Fahrzeugkonzepte für die autonome elektrische Mobilität“. Ziel ist es, Innovationen für das vollständig automatisierte Fahren der Zukunft voranzutreiben, die die evolutionäre Weiterentwicklung des Automobils übertreffen können. Im Mittelpunkt stehen dabei innovative Fahrzeugkonzepte, die neueste Technologien der Elektrifizierung und Automatisierung vereinen und so die Grundlage für eine intelligente Mobilität, mehr Teilhabe, neuartige Geschäftsmodelle und Dienstleistungen schaffen können.

Der anspruchsvolle Projektansatz von UNICARagil bietet hier die Chance auf vielfältige Innovationen bei Komponenten und Systemen für automatisierte elektrische Automobile sowie bei der Umsetzung automatisierter Fahrfunktionen. Das Projekt leistet damit einen substantiellen Beitrag zur Steigerung der Innovationskraft am Standort Deutschland im automatisierten elektrischen Fahren. Und nicht zuletzt werden die interdisziplinäre Forschung, Entwicklung und Lehre an mehreren Wissenschaftsstandorten in Deutschland im Vorhaben systematisch verzahnt und gestärkt.

17 Partner aus exzellenter Forschung und innovativer Wirtschaft bündeln ihr Know-how

Das Projekt vereint 17 Universitäten und Unternehmen an zehn Standorten in Deutschland, die interdisziplinär forschen und entwickeln.

Unter der Leitung der RWTH Aachen bringen sich Deutschlands forschungsstärkste Universitäten im automatisierten und elektrischen Fahren in das Konsortium ein. Dazu gehören die TU Braunschweig, die TU Darmstadt, das Karlsruher Institut für Technologie, die Technische Universität München, die Universität Stuttgart, die Universität Ulm und die Universität Passau.

Zu den hochinnovativen Industriepartnern zählen ATLATEC GmbH*, flyXdrive GmbH, iMAR Navigation GmbH, IPG Automotive GmbH, Schaeffler Technologies AG & Co. KG und VIRES Simulationstechnologie GmbH.

Ergänzt wird das starke Konsortium durch die assoziierten Partner Maxion Wheels Holding GmbH, Thinking Cars GmbH sowie Valeo Schalter und Sensoren GmbH.

Von der Konzeption bis zur Umsetzung – Mobilität neu gedacht

Im Februar 2018 startete das Projekt, es folgte eine intensive und spannende Konzeptphase für die über 100 Projektmitarbeiterinnen und Projektmitarbeitern. Im Vorhaben werden, ausgehend von neuesten Ergebnissen der Forschung zum automatisierten und vernetzten Fahren sowie zur Elektromobilität, innovative modulare Architekturen aus Hardware- und Softwarekomponenten für fahrerlose Fahrzeugkonzepte entwickelt. Die Konzepte und Lösungsansätze werden fachübergreifend ausgearbeitet, um die komplexen Fragestellungen des Projekts interdisziplinär und agil zu lösen.

Im Video: Erste Simulation des Fahrzeugverhaltens

Die Grundlage hierfür bildet ein modulares und skalierbares Fahrzeugkonzept, bestehend aus der Fahrplattform und Aufbaumodulen. Es lässt sich flexibel an vielfältige Anwendungsfälle in Logistik und Personentransport anpassen. Kernelement der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten ist die funktionale Fahrzeugarchitektur, die mit der Cloud, der Straßeninfrastruktur und einer Sensordrohne – der Info-Biene – vernetzt ist. Weitere Schwerpunkte liegen in der Entwicklung generischer Sensormodule für die Umfelderfassung, einer flexibel erweiterbaren und updatefähigen Software- und Hardware-Architektur sowie innovativer Dynamikmodule, die völlig neue Bewegungsformen im Straßenverkehr erlauben.

autoCARGO mit integriertem Erprobungsfahrerarbeitsplatz

Aus den konzeptionellen Betrachtungen entstanden vier funktionstüchtige, vollautomatisierte und fahrerlose Fahrzeuge. Diese unterscheiden sich in ihren Einsatzgebieten, den sogenannten Use-Cases:

Zwei Fahrzeuge mit einem kürzeren Radstand und geringerer Höhe werden zum Projektende mit dem autoTAXI, einem automatisierten Mottotaxi, und der autoELF, dem automatisierten Fahrzeug für den Familienbesitz, präsentiert. Das autoSHUTTLE, als Ergänzung für den ÖPNV, und das autoCARGO, als Lieferfahrzeug, komplettieren die UNICARagil-Familie.

Final Event am 11. Mai 2023: Ergebnisse aus fünf Jahren intensiver Forschungsarbeit

autoTAXI auf dem Aldenhoven Testing Center während der IV Demo

Seit Projektstart sind nun fünf Jahre vergangen. Als Highlights sind sicher das viel beachtete Rollout des autoCARGOs, die erste Demonstration der automatisierten Fahrt inklusive Leitwarte auf dem 33. IEEE Intelligent Vehicles Symposium und die Präsentation der automatisierten Handhabungstechnik im autoCARGO auf der IAA Transportation 2022 in Hannover zu nennen. Aber auch neben diesen Highlights haben die über 100 aktiven Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unzählige Stunden diskutiert, konzeptioniert und implementiert, um dieses ambitionierte Projekt in die Tat umzusetzen.

Die vielen großen, aber auch kleinen Ergebnisse werden auf dem Abschlussevent des Projekts UNICARagil am 11. Mai 2023 auf dem Aldenhoven Testing Center präsentiert.

Die Zukunft der Mobilität live erleben – Seien Sie mit dabei!

11.05.2023, Aldenhoven Testing Center

Das Final Event bietet neben einem umfangreichen Vortragsprogramm
eine Ausstellung mit Postern und Demonstratoren, die die wissenschaftlichen
Hintergründe der Forschung erläutern. Mit Live-Demonstrationen von
vier fahrerlosen Fahrzeugprototypen wird die Zukunft der Mobilität erlebbar!

* Die ATLATEC GmbH ist zwischenzeitlich nicht mehr partizipierender Industriepartner von UNICARagil, das Unternehmen wurde 2022 von der Robert Bosch GmbH übernommen.