
Aus unserem BLOG • David Haberle, innocam.NRW • April 2025
Autonome Mobilität im Jahr 2025: Erwartungen, Herausforderungen und Chancen
Das Feld der autonomen Mobilität entwickelt sich rasant weiter und bringt bedeutende technologische, regulatorische und gesellschaftliche Implikationen mit sich. Die jüngste Ausgabe der Mobility Talks der Initiative der europäischen Kommission European Institute of Innovation and Technology (EIT) Urban Mobility am13. März versammelte bekannte Branchenexperten, um zu diskutieren, was uns in diesem Jahr voraussichtlich an Entwicklungen im Bereich der automatisierten Mobilität erwartet und welche Entwicklungen man im Blick haben sollte.
Die geladenen Experten waren Olav Madland (CEO bei Applied Autonomy), John McSweeney (Projektkoordinator bei UITP) und Karl Obermair (Vorsitzender bei PAVE Europe) und sie gaben Einblicke in ihre Erwartungshaltungen an autonome Fahrzeuge, globale Trends, regulatorische Herausforderungen und die öffentliche Wahrnehmung autonomer Systeme. Wir haben Ihnen die wichtigsten Erkenntnisse aus der Diskussion zusammengefasst.
Der Wert autonomer Fahrzeuge
Autonome Fahrzeuge bieten mehr als nur die Abschaffung des Fahrers; sie bieten Lösungen für grundsätzliche Mobilitätsprobleme. Zu den zentralen Vorteilen gehören laut John McSweeney die Reduzierung von Staus, die Förderung von shared mobility und die Verbesserung der Effizienz des öffentlichen Verkehrs. Durch die Integration autonomer Fahrzeuge in öffentliche Verkehrsnetze können Städte die Betriebszeiten ausweiten, die geografische Abdeckung erhöhen und letztlich den privaten Autobesitz verringern. Die breitere Einführung autonomer Fahrzeuge kann zudem sauberere Luft, mehr Verkehrssicherheit und eine bessere Zugänglichkeit für unterversorgte Gemeinden ermöglichen.
Technische Neuerungen in 2025
Für die nahe Zukunft der autonomen Mobilität erwartet John McSweeney bis Ende des Jahres Fortschritte im Bereich der Pilotprojekte und Demonstratoren durch verbesserte Automated Driving Systems (ADS), größere Fahrzeuge und robustere Dienste. Zudem erwartet er eine verstärkte internationale Zusammenarbeit und Vernetzung, wodurch klarere Use Cases und Geschäftsmodelle entstehen können. Operative Lernprozesse werden dabei helfen, die notwendige Kapazitäten besser bestimmen zu können. Hinzu kommen Bestrebungen den Fernbetrieb weiter zu untersuchen
Ein globaler Blick auf die automatisierte Mobilität
Karl Obermair erwartet regional sehr diverse Entwicklungen. Unterschiedliche regulatorische Systeme ermöglichen unterschiedliche Entwicklungsverläufe für disruptive Technologien wie eben autonome Mobilität. Daher ist es wenig überraschend, dass sich der gegenwärtige Umsetzungsstand autonomer Mobilität in der EU und den USA erheblich unterscheidet. Die derzeitige Deregulierungsdynamik wird jedoch die Unterschiede zwischen der EU und den USA in Bezug auf die Implementierung dieser Technologie weiter verstärken. Aufgrund der schnellen Entwicklungen in den USA erwartet Obermair, dass nachhaltige Geschäftsmodelle in den USA bald erreichbar sein werden. Im Gegensatz dazu bleibt Europa ein stark regulierter Markt, was Herausforderungen für Entwickler und Anwender mit sich bringt. Dennoch gilt die Konformität mit dem europäischen Markt oft als Schlüssel zur globalen Einführung, was die strategische Bedeutung Europas unterstreicht. Um diese Position zu nutzen, muss die EU jedoch einen echten Binnenmarkt in diesem Sektor schaffen, dem derzeit zu viele nationale regulatorische Hürden im Wege stehen. Ähnliche Diskussionspunkte wurden auch in unserem vergangenen innocam.STAMMTISCH aufgegriffen, lesen Sie hier mehr dazu.
Wandelnde geschäftliche Perspektiven auf autonome Mobilität
Moderator Jean-Paul Judson (NOWMORE) warf in Bezug auf das Ausrollen von autonomer Mobilität eine entscheidende Frage auf: Sollte der Fokus auf der Anzahl der Fahrzeuge oder auf einer qualitativen Veränderung der Transportsysteme liegen? Laut Karl Obermair ist die erste Perspektive Teil eines alten Mobilitätsverständnisses, bei dem autonome Systeme als ein Feature betrachtet wird, das den Fahrzeugverkauf steigern soll. Das neue Paradigma hingegen betrachtet autonome Fahrzeuge als Bestandteil ganzheitlicher Smart-City-Lösungen, die die Anzahl der benötigten Fahrzeuge drastisch reduzieren könnten. Allerdings werfe dieser Paradigmenwechsel derzeit noch Fragen zu Technologieeigentum, nachhaltigen Geschäftsmodellen und dem Übergang zur Mobilität als Dienstleistung (Mobility as a Service, MaaS) auf.
Skalierung autonomer Mobilität im öffentlichen Verkehr
Auf die Frage nach der idealen Skalierung für den Einsatz autonomer Fahrzeuge im öffentlichen Verkehr erklärte John McSweeney, dass das Ausmaß der Integration autonomer Fahrzeuge schlicht von den Zielen der Betreiber und Kommunen abhängt. Anstatt eine umfassende städtische Neugestaltung zu erwarten, werden sich autonome Systeme weitgehend an die bestehende Infrastruktur anpassen müssen. Der Erfolg wird nach seiner Ansicht daher maßgeblich davon abhängen, wie gut diese Systeme den öffentlichen Verkehr verbessern, ohne dass umfangreiche strukturelle Änderungen erforderlich sind.
Öffentliche Wahrnehmung: Hürde oder Treiber?
Olav Madland gab wertvolle Einblicke in die öffentliche Wahrnehmung, basierend auf seinen Erfahrungen mit einem autonomen Busprojekt in Stavanger, Norwegen, welches ebenfalls beim unserem innocam.STAMMTISCH thematisiert wurde. Während der schrittweisen Einführung stellte Madland fest, dass anfängliche Skepsis häufig auf Sicherheitsbedenken und Zweifel an der technologischen Reife zurückzuführen ist. Doch es zeigte sich, dass sich die Wahrnehmung durch regelmäßige Nutzung und zunehmende Vertrautheit mit der Technologie verändern kann. Insbesondere auch das Beobachten anderer Nutzer in den autonomen Fahrzeugen trug dazu bei, Vertrauen und Akzeptanz im Laufe der Zeit zu steigern. Ein wichtige Rolle nimmt laut Olav Madland auch die niederschwellige Fernunterstützung ein.
Fazit
2025 ist die weltweit dynamische politische Landschaft ein wesentlicher Faktor in der Entwicklung der autonomen Mobilität. Regulatorische und wirtschaftliche Herausforderungen bleiben zentrale Hürden. Die Zukunft autonomer Fahrzeuge hänge laut dem Panel von der Schaffung skalierbarer, anpassungsfähiger Lösungen ab, die sich in bestehende urbane Strukturen integrieren müssen.
Sie können die Aufzeichnung des Talks Sie hier vollständig ansehen.
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