
Aus unserem BLOG • Von Lukas Zanger, innocam.NRW • Oktober 2025
Universitäten und Automobilentwickler stellen ihr vernetztes Mobilitätssystem vor
Am 11. September 2025 fand auf dem Aldenhoven Testing Center (ATC) die Abschlussveranstaltung des Forschungsprojekts autotech.agil statt. Über 100 Expertinnen und Experten aus Industrie und Wissenschaft präsentierten dort die Ergebnisse aus drei Jahren gemeinsamer Arbeit. Im Mittelpunkt standen Live-Demonstrationen, eine technische Ausstellung sowie Fachvorträge.
In insgesamt zwölf Live-Demonstrationen wurde die Zukunft der vernetzten und automatisierten Mobilität für die Besucherinnen und Besucher hautnah erlebbar.
Im realitätsnahen Testumfeld am ATC zeigten die Forscherinnen und Forscher von autotech.agil das Zusammenspiel von vernetzten und teilautomatisierten Forschungsfahrzeugen, intelligenter Infrastruktur, einer Drohne, cloudbasierten Diensten und einer Leitzentrale. An den zwölf Stationen konnten die Gäste selbst erleben, wie sich Mobilität künftig anfühlen könnte – unter anderem durch Mitfahrten in mehr als zehn verschiedenen vernetzten Fahrzeugen. So wurde das Potential der automatisierten und vernetzten Mobilität greifbar.
Echtzeit-Abbild des Verkehrs
Eine zentrale Komponente, die alle Demonstrationen miteinander verband, war der digitale Zwilling des Verkehrs – ein Echtzeit-Abbild des gesamten Mobilitätssystems. Auf Basis von Daten aus Fahrzeugen, Infrastruktur und Leitzentrale konnten systemweit Ereignisse erkannt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden. So wurde beispielsweise eine systemweite Notfallreaktion demonstriert, bei der Straßen gesperrt und Umleitungen eingerichtet wurden. Dadurch wurde deutlich, welchen Beitrag vernetzte Datenströme zur Verkehrssicherheit und zum reibungslosen Ablauf leisten können.
Um Daten aus unterschiedlichen Quellen etwa Fahrzeugen, Infrastruktursensorik und der Leitzentrale – zu vereinen, kamen harmonisierte Datenformate zum Einsatz. Dabei wurden insbesondere die von der ETSI (Europäisches Institut für Telekommunikationsnormen) standardisierten ITS-Nachrichtenformate (ITS steht für “Intelligent Transport Systems”) verwendet:
- CAM (Cooperative Awareness Message)
- CPM (Collective Perception Message)
- DENM (Decentralized Environmental Notification Message), (nähere Infos können Sie auch in unserem Marktbeobachtungsbericht nachlesen).
Im Zentrum der Demonstrationen stand die cloudbasierte Leitzentrale, die Daten aus Fahrzeugen, Infrastruktur und Luftaufnahmen zusammenführte. Auf dieser Basis konnte in Notfällen ein koordiniertes Einsatzszenario erstellt werden. Die Luftaufnahmen lieferte die Info-Biene –ein unbemanntes Fluggerät (UAV) mit Kameras, das als fliegende Sensoreinheit automatisch zum Einsatzort fliegt und Aufnahmen übermittelt. Die Leitzentrale sendet dabei die Einsatzdaten an das UAV. Diese luftgestützte Umfelderfassung verdeutlichte den Nutzen einer verkehrsträgerübergreifenden Zusammenarbeit im Mobilitätssystem der Zukunft.

Neue Anwendungsfälle vernetzter und automatisierter Fahrzeuge
Drei der Demonstrationsfahrzeuge, die bereits im Vorgängerprojekt UNICARagil entwickelt wurden, illustrierten verschiedene Anwendungsmöglichkeiten:
- autoCARGO demonstrierte eine flexible Paketlogistik, bei der Fahrzeug und mobiler Roboter unabhängig voneinander agieren.
- autoSHUTTLE, für einen barrierefreien und inklusiven ÖPNV, u.a mit Notruferkennung.
- autoELF erkennt dank präziser Sensorik auch kleinste Verkehrsteilnehmende zuverlässig im dichten Stadtverkehr.
Ein weiterer Anwendungsfall war der digitale Schutzengel: Besucherinnen und Besucher erhielten über eine Smartphone-App eine Warnung, wenn sich ein vernetztes Fahrzeug näherte. Dieses Szenario zeigte, wie digitale Technologien die Sicherheit besonders gefährdeter Verkehrsteilnehmender erhöhen können.
Intelligente Technologien für Sicherheit und Nachhaltigkeit
Auch die aus dem Zusammenspiel der Systeme resultierende Intelligenz wurde erlebbar. Zum Beispiel nutzten vernetzte Fahrzeuge Cloud-Rechenleistung, um Planungsaufgaben effizient zu lösen und Informationen gemeinsam zu verarbeiten. Bei unvorhergesehenen Situationen konnte ein Operator per Teleoperation unterstützend eingreifen. Neben der Sicherheit spielten auch ökologische Aspekte eine wichtige Rolle: Eco-Routing und Eco-Speed unterstützten eine energieeffiziente Routenwahl und Fahrweise.
Zusammenarbeit von Forschung und Industrie
In der technischen Ausstellung sowie den Fachvorträgen wurde das Gesamtbild der in autotech.agil erforschten Themen deutlich. Unter der Koordination der RWTH Aachen University entwickelten 21 Partnerinnen und Partner aus Forschung und Industrie – insbesondere aus der Automobilbranche – modulare, skalierbare Lösungen. Diese sind sowohl in Fahrzeugen als auch in der digitalen Verkehrsinfrastruktur einsetzbar.
Ziel ist es nun, die gewonnen Erkenntnisse in Folgeprojekte sowie in die Vorentwicklung beteiligter Industriepartnerinnen und -Partner fließen zu lassen. Die im Rahmen von autotech.agil entwickelten Konzepte können als Blaupause für neue automatisierte und vernetzte Mobilitätslösungen dienen. Das vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) mit rund 25 Millionen Euro geförderte Verbundprojekt autotech.agil (2022-2025) lief über drei Jahre. Lesen Sie hier in unseren vorangegangenen Blogbeitrag rein.
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